Von Lucca in der Toscana nach Otranto in Apulien

Mach mal Pause sagen wir uns und bleiben 2 Nächte in Lucca, denn wir wollen möglichst rasch unser unabhängiges, mobiles Internet in Betrieb nehmen. Heisst, dass wir anderntags auf die Suche nach einem Vodofone-Shop gehen. Allein daraus könnte eine Seite füllende Geschichte zu Papier gebracht werden.... Die unterschiedlich erhaltenen Auskünfte führen uns von einem Stadttor zum anderen. Zu guter Letzt befindet sich das gesuchte Geschäft in nächster Nähe vom Stellplatz. Das Erlebnis mit Vodafone Italien wird dann eher zum Albtraum, da sich der Verkäufer alles andere als kooperativ, kundenfreundlich oder gar kompetent erweist. Man bzw. Frau ist aber hartnäckig - wenn’s sein muss mit Ausdauer. Nicht aufgeben gewinnt fast immer und mittlerweile funktioniert die mobile Technik mit dem Huawei-Stick bestens, genau nach Vorstellung.

Unser nächstes Ziel definieren wir jeweils ganz spontan, je nach Lust und Wetter. Dieses hat uns bisher noch nicht allzusehr verwöhnt, abgesehen von den wesentlich angenehmeren Temperaturen die hier herrschen, im Gegensatz zum Norden. Die sehenswerten Orte der Toskana haben durchaus auch im Winterschlaf ihren Reiz wie z.B. Monteriggioni. Wunderschön thront es auf dem Hügel zwischen Poggibonsi und Siena. Am Sonntag sind die Touristen (ausser uns!!) zur Hauptsache Italiener, die einen Besuch zu dieser Jahreszeit vorziehen.

Unsere Route in den Süden führt durch die mir bisher nicht sehr bekannte Maremma, der Süden der Toskana. Die Erlebnisse sind vielfältig wie beispielsweise die Übernachtung am Hafen von Castiglione della Peschaia. Am Abend stellt sich ein Wind der gröberen Sorte ein, sodass wir die Satellitenantenne noch auf den letzten Drücker einziehen können. Fernsehen ist für heute gestrichen. Erst gegen 3 Uhr morgens beruhigt sich die Lage und am Morgen strahlt der blaue Himmel im Sonnenschein daher. Schon beim Erwachen entdecke ich gleich nebenan einen Fisch- und Gemüsemarktstand. So kann es geschehen, dass noch vor dem Frühstück der Einkauf von frischem Fisch und Gemüse stattfindet. Soviel Flexibilität ist möglich beim Reisenden-Dasein!

Eigentlich wäre der in Rom am Tiber gelegene Campingplatz mit Waschmöglichkeit das anvisierte Ziel, denn Wäsche waschen ist irgendwann ein dringendes Bedürfnis. Und wieder ist Flexibilität gefragt denn besagter Campingplatz steht leider unter Wasser und ist geschlossen. Keine Chance auf saubere Wäsche. Rom bleibt für uns somit auf der Strecke und wir steuern direkt die Adriaseite an. Apulien und die Halbinsel Gargano am Sporn des Stiefels sind längst gehegte Träume von uns.

Zu erwähnen sind zwischendurch auch die Verkehrs- und Strassenverhältnisse Italiens. Letztmals erlebten wir ähnliche Situationen und Zustände als wir mit unserem VW-Bus durch Albanien fuhren. Kurz gesagt die Strassenzustände in Italien sind die reine Katastrophe wenn nicht Autostrada angesagt ist. Das extreme Holpern und die Schläge führen dazu, dass das Kontrollieren und Nachziehen der Schrauben am Gestell in der Garage unerlässlich ist. Der Folgeschaden könnte sonst arge Auswirkungen haben. Oder aber es wird eines Tages ein Raddeckel vermisst ...... wir werden ihn nachbestellen!

 

Die ruhige, touristenarme Winterzeit birgt aber auch seine Tücken mit dem Frischwasser. Nicht immer ist es einfach welches wieder auffüllen zu können. Oftmals sind die Stellplätze geschlossen, obwohl im Führer oder auf der Internetseite von ganzjährigem Betrieb die Rede ist. Dann ist es gut, wenn MANN sich verständigen und das Haus mit Geschick auch in den Hinterhof manövrieren kann. Die Italiener sind da grosszügig und überlassen den Svizzeri gerne ihren Wasserhahn für eine Tankfüllung. Bisher machen wir durchwegs positive Erfahrungen mit unseren südlichen Nachbarn, sie sehen bekanntlich das Meiste überhaupt nicht so eng. Das gilt selbst für einen Carabinieri, der uns beispielsweise in San Vito Marina am Abend besuchte, wo wir uns am Meer auf dem ehemaligen Bahnhofgelände postierten. Er gibt freundlich zu verstehen, dass wir uns auf dem Asphalt hinstellen müssten anstatt auf dem unbefestigten Boden. Das Besondere daran: eigentlich gibt es für diesen Platz ein Camper-Verbot, das wir infolge Winterzeit grosszügig ignoriert haben, so sieht es offenbar auch der Carabinieri!

Bisher konstatieren wir an unserem „arbeitslosen“ Leben mehrheitlich die Vorteile. Ich denke z.B. an Olympia, wenn am Sonntagmorgen die Weiterfahrt problemlos auch nach der Herren-Abfahrt angetreten werden kann. Die freie Entscheidung zu haben und von einer halben Stunde auf die Andere die Richtung ändern, oder einfach bleiben weil’s gefällt: man muss es erleben, das unbeschreiblich tolle Gefühl – Lebensqualität pur.

Noch ist vor allem das Regenwetter mit von der Partie. Trotzdem sind wir von der Halbinsel Gargano mit seinen weissen in Felsen gebauten Städten begeistert. In Peschici wo wir mal wieder frei am Hafengelände übernachten zeigt sich der Ort in prächtigem Abendsonnenlicht. Am anderen Morgen wäre der Fototermin geplatzt infolge erneutem Regen. Wir sind überzeugt davon, dass wir bisher noch nie sooooo viele Olivenbäume ja fast sind es Wälder, gesehen haben, unglaublich. Vieste am äussersten Zipfel der Halbinsel wäre laut Empfehlungen ebenfalls ein Besuch wert. Wir belassen es bei der Durchfahrt aus bereits erwähntem Grund.

So steuern wir eher direkt das Ziel Alberobello an. Das mit dem Direkt ist allerdings so eine Sache, denn ohne zu wollen führt uns der Weg durch den Nationalpark im Gargano, bingo. Irgendwann begegnen uns wilde Ziegen, sehr hübsche übrigens und etwas später rennt am Waldesrand eine kleine Wildsau davon, die sich vermutlich ziemlich erschreckt hat ob dem Riesending das daherrollt! Alles ist gut gegangen und wir sind froh, dass es keine unliebsamen Überraschungen gab auf der schmalen, kurvenreichen aber durchaus sehenswerten Strecke.

Zur Abwechslung treffen wir den gesuchten Stellplatz in Alberobello geöffnet und gut betreut an, sogar WIFI ist im Angebot. Hübsch gelegen ist er, inmitten von Olivenbäumen, was das Platzieren unseres Gefährtes jeweils eher schwieriger gestaltet. Wir staunen nicht schlecht, als wir einen Camper mit ZH-Schild erblicken, ein jüngeres Paar das sich eine 4-monatige Auszeit genommen hat, BRAVO. Alberobello ist DER Ort der typischen noch erhaltenen Trullis und man spürt, dass die Menschen hier stolz sind darauf. Es gibt den touristischen, kommerziellen  Stadtteil, wo die Trullis teilweise ausgebaut und als Souvenirläden genutzt werden. Im gegenüberliegenden Teil befinden sich die runden weissen Häuschen wie sie einst als Wohnhäuser dienten.

In einer Enoteca machen wir mit Antonella und Annamaria Bekanntschaft. Sie haben einheimische Produkte wie Konfitüren, Paté, Olivenöl und vieles mehr im Angebot. Wir verbringen mit ihnen eine illustre, unterhaltsame Stunde. Wie die Meisten sind die beiden von unserer Lebensweise begeistert und finden, dass dies doch die einzige „Filosofia della vita“ ist – eben! Geld wollte sie nur für die Konfitüre, die ich ausgewählt habe, selbstverständlich lassen wir ihr einen Batzen da. Beim Nachhausekommen realisiere ich, dass das Brot vergessen gegangen ist und so mache ich mich gleich ans Teigen. Das Brot in Italien ist eh nicht wirklich der Hit – Ausnahmen gibt’s ab und zu. In der Zwischenzeit ist ein weiterer ZH-Camper eingetroffen auf dem Platz, ist ja witzig.

Mit unserem Aufenthalt in Alberobello stellt sich langsam die Sonnenperiode ein. In den nächsten Tagen ist gemäss Wetterbericht kein Regen mehr zu erwarten (haben wir auch bisher nicht gemacht!!). In Ostuni, ein Muss wenn man in Apulien unterwegs ist, haben wir endgültig Frühlingsgefühle. Da der Stellplatz neu gestaltet wird, können wir uns beim Eigentümer auf dem grossen Hausplatz postieren. Sowohl der Ausblick hinauf in die Altstadt wie hinunter ins weite Land bis ans Meer ist genial. Zum Anwesen gehört gleichzeitig eine Auto-Waschanlage sowie eine Selbstbedienungs-Lavanderia, bingo. Schliesslich ist diese Pendenz noch immer offen.

Leider findet der Markt am Donnerstag nicht statt, wie wir meinten und es kommt zur ausgedehnten Einkaufstour. Im Gemüseladen erhalte ich gleich auch das Musterexemplar einer gerüsteten Artischocke und das Rezept, wie sie in Italien mit Pasta gegessen werden.

Zwischen Rezeptvorschlag und Geniessen liegt aber noch Frühlingsputz im Sonnenschein und die Grosswäsche. Barni poliert das Dach und die Sonnenkollektoren, und ich erfreue mich an den speditiven Schulthess-Riesenwaschmaschinen, die automatisch perfekt funktionieren und sogar das Waschmittel ist bereits enthalten. Wunderbar wie unser Haus nach frischer Wäsche duftet, das zu Bett gehen wird heute eine spezielle Freude werden.

Wenn wir schon die Autowaschdienstleistung vor der Haustüre haben, wollen wir vor der Abfahrt am nächsten Tag auch die Villa im neuen Glanz erstrahlen lassen. Der Besitzer des Anwesens überreicht uns zum Abschied gar noch 2 Riesen-Fenchel aus seinem Garten. Ostuni werden wir in spezieller und bester Erinnerung behalten.

Zeitlich sind wir Gott sei Dank gut drin, denn nach einer Stunde ist in Lecce der geschlossene Stellplatz einmal mehr die Überraschung und die Wegfahrt gestaltet sich zur Nervenprobe. Der Versuch zum Wenden ist klar zum Scheitern verurteilt, denn die Strasse ist definitiv zu schmal. So macht Barni gekonnt das Rückfahrmanöver, vorbei an parkierten Autos und auf der anderen Seite gilt es den Ästen auszuweichen, die sonst ihre Kratzer hinterlassen würden. Otranto liegt nicht ganz eine Stunde südlicher und bietet ebenfalls einen Stellplatz. Wir prüfen zuerst per Telefon ob er wirklich geöffnet hat. Ein freundlicher Empfang wird uns vom Capo persönlich bereitet und wir haben einmal mehr Loge mit Blick auf die Stadt und das Meer. So haben wir es uns vorgestellt, volle Sonnenkollektoren und ein von der Sonne gewärmtes Haus.

Blauer Himmel beim Erwachen das macht Stimmung! Wir unternehmen einen Einkaufsbummel zum Städtli und später eine ausgedehnte Sightseeing Tour durch die spärlich belebten Gassen in der Altstadt. Auch hier sind wir sozusagen die einzigen ausländischen Touristen. Am Hafen ist es wie immer am Lebendigsten, wir trinken ein Gläschen an der Sonne. Am Tisch nebenan setzen sich 5 „ältere“ Herren hin, mit dabei ein kleines Fläschli Ouzo das auf dem Tisch platziert wird, denn sie trinken den etwas anderen Caffè corretto. Das kleine Fläschli ist denn der Auslöser für eine ausgedehnte, angeregte Unterhaltung. Bald wissen wir, dass einer von ihnen der Besitzer einer Segelyacht ist und sie oft zusammen nach Griechenland fahren, das in einem Tag erreichbar ist. So kommt es, dass wir die Gelegenheit bekommen, mit Giorgio besagte Yacht zu besichtigen. Sie kann mit oder ohne Skipper gechartert werden. Eine spannende Begegnung, denn Giorgio war früher ebenfalls Camperbesitzer und heute ist er gerne auf ähnliche Weise auf dem Meer unterwegs mit seinen Kumpanen, eine illustere Truppe! Zum Schluss gehen wir heim ohne das eigentlich geplante Mittagessen, bis wir kamen haben die wenigen Restaurants bereits Siesta-Zeit.....

Spät gibt es Nachtruhe denn unser Abend war geprägt vom einfachen Nachtessen, Fernsehschlafen und später Internet bis nach 1 Uhr ..... lustig ist das Reisendenleben!

Der Tag danach ergibt eine Kurzfassung denn das Programm ist mindestens für mich einseitig infolge Knopf bei der Softwareaktualisierung. Der Adobe Flash Player, den es zwingend braucht für die Bildergalerie auf der Homepage „einfachmalweg“ kann nicht installiert werden. Ich lasse Barni alleine mit dem Velo losradeln und stürze mich in das Problem. Leider bin ich nach ? Stunden noch immer gleich weit und Barni ist bereits wieder zurück. Die Fehlerbehebungen auf der Adobe-Seite kann ich bald schon auswendig. Besser ist bestimmt, das Problem mal ruhen zu lassen und sich um die kulinarischen Freuden am Sonntagabend zu kümmern......

 

Übrigens: ein dickes DANKE für all die erhaltenen Kommentare, Emails und Komplimente zu unserer Webseite. Wir machen weiter - versprochen :-)