Bezaubernder Alentejo

Das Unterwegsein durch den lieblichen, vielfältigen Alentejo mit seiner unendlichen Weite ist reinster Seelenbalsam. So weich wie sein Name ausgesprochen wird (Alentescho), so sanft wirken seine hügeligen Landschaftsbilder auf die Betrachter. Verwöhnt von viel Sonnenschein und milden Tagestemperaturen um 20° können wir mit der Wahl unseres Winterdomiziles durchwegs zufrieden sein.

 

Falls wir es nun auch schaffen sollten, die vielgeliebten Speiseoliven zu finden, um sie in die selbstangestellte Gewürzlake einzulegen, würde dies beinahe einem Lottogewinn gleichkommen!!Das Abklappern der bisher besuchten Märkte ist leider erfolglos geblieben, dennoch behalten wir einen Hoffnungsschimmer.

In Castelo de Vide nimmt unsere Wunschvorstellung erstmals vage Formen an, Touristoffice sei Dank. Nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten schaltet die freundliche Frau plötzlich durch. Sie benötigt ein paar Versuche, bis sie telefonisch die für uns richtige Person erreicht. Kurze Zeit später sehen wir uns einer attraktiven, gut gekleideten jungen Dame gegenüber und relativ rasch wissen wir, dass sie uns Oliven organisieren kann. Dann geht es zügig voran. Weil der etwas komplizierte Anfahrtsweg für sie zum Erklären zu schwierig ist steigt sie bei uns zu. Barni freut sich über die hübsche Beifahrerin und lässt sich von ihr direkt zu ihren Freunden lotsen, die just jetzt mit der Ernte beschäftigt sind. Bingo, wir dürfen so viele Früchte wie uns beliebt gleich selbst pflücken. Damit ist Sandra’s Mission erfüllt, so heisst unsere Olivenfee und es kommt zu einer herzlichen Verabschiedung. Beim Pflücken hält sich unsere Vorfreude freilich in Grenzen. Mit den griechischen Exemplaren vom letzten Winter können es diese Früchte keinesfalls aufnehmen. Trotzdem ernten wir während gut einer Stunde die einigermassen Brauchbaren und haben Spass am Tun. Die wirklichen Speiseoliven würden in der Region Évora wachsen, geben uns Sandra’s Freunde mit mangelhaftem Englisch und Zeichensprache zu verstehen. Da stehen unsere Chancen ja gut, denn Évora liegt noch vor uns. Der überraschend abenteuerliche Tag hält bei uns sowohl die Zuversicht wie das Olivenfieber aufrecht!

 

Frohen Mutes dringen wir weiter vor ins Alentejogebiet nach Elvas, nahe der östlichen Grenze zu Spanien. Der sehenswerte Ort mit seinem imposanten Amoreira-Äquadukt gehört seit 2012 dem UNESCO-Welterbe an. Das 7,5 km lange Bauwerk ist die totale Attraktion, das für ungezählte Rätsel sorgt. Wie konnte zur damaligen Zeit (zwischen 1498 und 1622) ein solches Projekt überhaupt umgesetzt werden. Sowohl als Leihe wie als Baufachmann steht man mit offenem Mund vor dem überaus eindrücklichen Gemäuer.

 

Auf dem Weg nach Monsaraz befinden wir uns auf der „Rota de vinho“, die ihrem Namen die vollkommene Berechtigung verleiht. Die Landschaft mit den kilometerweiten Rebbergen und Olivenbäumen ist ein Genuss für die Augen. Ja der Alentejo ist Vielfalt pur, dessen Anblick uns vollständig verzaubert.

Der Stellplatz in Monsaraz gleicht einer wunderbaren Terrasse, von der man einen traumhaften Blick auf den Alqueva-Stausee geniesst. Mit seiner Länge von 85 km und einer Fläche von 250 km2 ist er der grösste Stausee Europas. Ein Spaziergang durch das Advent geschmückte Städtchen rundet unsere Begeisterung definitiv ab. Die Einfachheit der stilistisch dargestellten Dekoration verleiht dem Ort, der stolz auf seinem Hügel thront einen ganz besonderen Charakter.

 

Eine weitere Variante von Vorweihnachtsstimmung treffen wir in Mourao am „Weihnachtsmarkt“ an, von dem wir rein zufällig aus einem aufgehängten Plakat erfahren. Im Vergleich zu den uns bekannten Weihnachtsmärkten finden wir ein Miniaturgeschehen vor. Das Angebot zeigt genau das, was im Grunde darunter zu verstehen wäre. Nichts von Glimmer und Leucht oder unnötigen Dingen. An den wenigen Ständen werden selbst hergestellte, einfache Gebrauchsartikel angeboten und das zwischen 14 und 17 Uhr am Sonntagnachmittag! Fröhliche Weihnachten – es gibt sie noch .... Das eher Ungewöhnliche ist dabei wahrscheinlich unsere leichte Kleidung und Barni barfuss in seinen Sandalen .....!

 

Portugal ist auch das Land der gestauten Seen. Ob am Alqueva-Stausee mit seinen zahlreichen Seitenarmen oder sonst an einem Barragem (Stausee), es finden sich ungeahnte Möglichkeiten zum Bleiben und Übernachten.

 

Auf dem gigantischen Markt in Évora, der einmal monatlich stattfindet, könnte man sich glatt den gesamten Hausrat anschaffen – vorausgesetzt man möchte .....  Wir dagegen suchen weiterhin vergeblich nach den frischen Oliven.

 Später ist dies Grund genug für Barni, per Velo und ausgerüstet mit einem Behältnis, die Gegend nach Olivenbäumen zu durchstreifen.

Könnte ja sein, dass welche mit ihren übriggebliebenen Früchten gottverlassen dastehen!! Wie wir inzwischen erfahren haben, interessiert es in Portugal nämlich keine Menschenseele wenn man sich ohne nachfragen bedient. Der Ausflug hat sich für Barni jedenfalls gelohnt, wenn auch nicht übermässig.

Im historischen Évora gelten der Römische Tempel und die Kathedrale als die Sehenswürdigkeiten. Nach dem Aufstieg zum Turm der Kathedrale, hat man einen prächtigen Ausblick übers friedliche Alentejo-Land.

Ein besonderer Tipp, den wir der Rezeptionistin vom Campingplatz verdanken ist die Universität mit ihrem Innenleben. Auf Grund der äusseren Erscheinung des Gebäudes, würde kaum jemand derartig kunstvolle Azuleijos-Wände vermuten.

 

Mit dem Verlassen von Évora nimmt unsere Reise langsam einen Hauch von „Heimwärtstrend“ an. Wir kehren zurück auf den Campingplatz in Lissabon, wo wir für einen Monat wie richtig anständige Leute sesshaft sein werden! Das Carthago-Häusle wird seine Auszeit allerdings zwei Wochen ohne uns verbringen. Wie schon letztes Jahr, heben wir an Weihnachten ab und fliegen in die Schweiz um unsere Liebsten zu herzen, Freude herrscht!

 

Bis Lissabon lassen wir uns aber genügend Zeit für lohnenswerte Stopps in Santa Susana am Barragem Ponte Altar oder im schmucken Alcàcer do Sal.

 

Unseren treuen Verfolgern wünschen wir eine frohe, geruhsame Weihnachtszeit!