Abschied und auf zu neuen Abenteuern

Ja, heute morgen findet an diesem Platz so ziemlich alles zum letzten Mal statt. Das Frühstück, das Entsorgen und Wasser auftanken, Frontscheibe auf gute Sicht aufbereiten, Staubsaugen und und ... Hans erntet für mich in letzter Minute Zitronen bis zum Abwinken, notfalls müssen wir später welche weiter verschenken. Kurz vor Mittag kommt endgültig der Moment des Abschieds, den wir auf der Veranda mit einem Ouzo begiessen und ihn auch fotografisch festhalten.

Dann ziehen wir von dannen in Richtung Vlahioti, wo ich beim Metzger das gewünschte Hackfleisch einkaufe. Mit Billy’s Hilfe habe ich meine Bestellung in Griechisch vorbereitet, denn englisch spricht der Metzger nun wirklich nicht (400 g Rindsgehacktes: detragossia gramario muskari kimà!). Nächste Station ist der Vodafone-Shop, wo wir eine neue SIM-Karte für die reine Internetnutzung erstehen. Die Inbetriebnahme beansprucht wieder mal seine Zeit und meine Nerven, kommt aber letztlich alles gut! Für die kommenden Tage bunkern wir noch ordentlich Vorrat auf, damit wir möglichst frei und unabhängig stehen und bleiben können wie es uns gefällt. Durch die sonnig positiven Wetterprognosen haben wir sozusagen optimale Aussichten für unsere Solarenergiereserven.

Nach dem längeren Aufenthalt in der Gegend von Agios Ioannis und Glykovrisi, entscheiden wir kurzfristig, die Nacht am dortigen Strand zu verbringen. Es ist der Platz, an dem wir am 24.12.14 mit Billy und Hans so quasi Abschied vom alten Jahr genommen haben. Wir befinden uns in Gesellschaft von zwei gleichgesinnten Womos aus Österreich und Schottland. Die Strandidylle und das Meeresrauschen geben uns wieder das altbekannte Wohlfühlgefühl der Unabhängigkeit. Ein zauberhafter Anblick bietet sich uns am andern Morgen beim Öffnen des Rouleaus. Ein leichter Nebelschleier hängt gespenstisch über dem Meer und die Sonnenstrahlen gesellen sich dazu.

 

Dann zigeunern wir endlich wieder los und lassen die uns vertraute Region hinter uns. Im Fokus ist bei uns die Pori Beach vor Monemvasia, ungefähr eine Stunde weiter östlich. Hier haben wir den verträumten Strand für uns allein – vorerst. An der Sonne lässt es sich wohl sein mit Lesestoff und einem feinen Espresso - wie Frühling! Gegen Abend fährt ein BE-Womo ein, das wir vergangene Woche in Skala beim Lidl auf dem PP schon gesehen haben. Er hält sich allerdings auf Abstand und interessiert sich ganz und gar nicht für die Landsleute! Eigentlich nicht ganz nachvollziehbar für uns. Denn gesamthaft sind in Griechenland wirklich wenige Wohnmobilisten anzutreffen, sodass man sich über eine Begegnung, insbesondere mit Landsleuten umso mehr freut. Mindestens geht es uns so, beispielsweise mit einem Holländer-Ehepaar. Sie haben wir an unserem nächsten Übernachtungsort, am Hafen von Monemvasia kennengelernt. 10 Jahre dauert ihr mobiles Leben bereits, was denn auch genügend Gesprächsstoff zum Philosophieren und den Erfahrungsaustausch liefert. An sie verabreichen wir denn auch ein paar von unserem Zitronenvorrat. Vor ihrer Abfahrt haben sie uns ihre Post auf dem Treppentritt hinterlassen: ein flacher Stein auf dem die eine Seite ein rot gemaltes Herz zeigt und auf der Rückseite die Worte LOVE IS ALL YOU NEED geschrieben sind! Ein liebenswürdiges Andenken an die Beiden, das uns fortan begleiten wird.

Das alte, in den Fels gebaute Monemvasia befindet sich genauso im winterlichen Ruhestand wie die meisten, touristischen Sommerorte. Jetzt ist die Zeit der Handwerker und der Materialtransporte mit den Maultieren durch die fast menschenleeren Gässchen. Die Sorgfalt, mit der die Bauten hier in Stand gestellt werden registrieren wir mit Freude und Erstaunen, eigentlich passt sie so gar nicht zur griechischen Gleichgültigkeit. Wie auch immer, uns freut’s, Monemvasia und seine reizvolle Umgebung von seine ruhigen Seite kennen zu lernen. Den Sommerrummel haben wir bereits in früheren Jahren mitgekriegt.

 

Die Wetterpropheten prognostizieren für die kommenden Tage ziemliche Stürme und Regentage. Zeit für uns einen Richtungswechsel vorzunehmen. Inspiriert vom Hinweis des Holländer-Ehepaares, das uns vom gepflegten Camping in Drépano berichtete, planen wir unsere Weiterfahrt rund 200 km in nordöstliche Richtung. Damit wechseln wir von der Provinz Lakonia nach Argolis. Drépano ist ein kleiner Ort, etwa 10 km von der historisch bedeutenden Stadt Nafplio entfernt. Nach Möglichkeit wollen wir hier für die nächsten vier Wochen sesshaft sein, denn das Wetter ist in naher Zukunft recht unbeständig angesagt. Die eigenen Stromreserven sind daher auf Dauer nicht ausreichend vorhanden. Bei unserer Ankunft stellen wir relativ bald fest, dass die Holländer nicht übertrieben haben und wir auf diesem Platz bestimmt bestens aufgehoben sind. Das Meer ist in Hörweite und in wenigen Schritten erreichbar, dennoch ist man gut vom Wind geschützt.

 

Ein Ausflug nach Nafplio steht gleich am Anfang unseres Aufenthalts an. Wir nehmen den Bus, der gemäss dem Brummlibär im Kabäuschen am Sonntag nicht fährt!! Nach dieser Auskunft setzen wir uns am Hauptplatz in die Taverna zum Ouzo, um die Situation zu überdenken ..... Kaum ist die Bestellung aufgegeben, fährt doch tatsächlich ein Bus auf dem Hauptplatz ein. Husch und bei Barni kommt Bewegung auf, es ist wirklich der Bus nach Nafplio. Pech für unsere Servierdame, die sich nicht wirklich freut über unsere Abmeldung! Wir werden noch Gelegenheit haben die überstürzte Sache zu regeln!

In der Altstadt von Nafplio herrscht am Wahlsonntag reges Treiben – hauptsächlich sind Griechen  anzutreffen. Zum Besuch dieser Stadt sind die 999 Stufen zur Palamidi-Festung Ehrensache – Fitnessprogramm pur. Beim nicht enden wollenden Aufstieg sind die Gedanken vorwiegend bei den Erbauern dieses Schweiss treibenden Aufganges. Die sich uns stellenden Fragen bleiben dabei unbeantwortet .....  Die Aussicht auf Stadt, Meer und das weite Land sind der Lohn dafür, wirklich toll.

 

Beim heimischeren Dasein an Ort ergibt sich im Gegenzug die Möglichkeit die zwingenden Arbeiten zu erledigen. Diesmal beschränkt sich dies nicht ausschliesslich auf das Wäsche waschen. Vielmehr steht seit längerem die Entschlackungskur des Schmutzwassertanks auf dem Tapet. Eine aufwändige Angelegenheit die damit beginnt, dass das in Heisswasser aufgelöste Spezialpulver in den leeren Tank gefüllt wird. Auf die 10-12 stündige Wirkungszeit folgt der intensive, umständliche Spülprozess, der vorgängig das Bewegen des Fahrzeuges nötig macht. Damit sich die Schlackenbeläge möglichst von den Tankwänden lösen, drehen wir deshalb eine kurze Spritztour dem Strand entlang. Ausser dem kniffligen Wendemanöver bei den knappen Platzverhältnissen verläuft das Vorhaben planmässig. Zum Dessert wird an der Entsorgungsstelle mit dem Schlauch sowie Barni’s Arm direkt im Tank hantiert und ausgespült. Uff, zum Glück braucht es diese Prozedur nur etwa zwei mal im Jahr. Am Ende stehen wir erleichtert wieder auf unserem Gelände P34.

Die Bewegungs-Fitness gehört in jedem Fall immer zum Tagesprogramm. Beispielsweise per Pedes dem Meer entlang nach Tolo oder mit den Velos zum Einkauf nach Nafplio.

 

Daneben verfolgen wir aufmerksam die griechische Politik, die nach den Wahlen zeitweilig nicht eben Verheissungsvolles verspricht. Solange wir Touris nichts zu fürchten brauchen, sind uns die angenehmen Wetterbedingungen jedoch mehr als recht. Andernfalls müssten wir notgedrungen die Zelte hier vorzeitig abbrechen.

 

Momentan denken wir nicht wirklich daran, denn der lauwarme Windsturm sorgt für 21° und führt allerdings gleichzeitig Saharastaub hierher. Es herrschen demnach extrem staubige Aussichten, was wir den Schneemassen im Schweizerländle dennoch vorziehen.