Erntepause und Jahresende

Wir haben Glück, denn auf den Tag genau wo der Regen angekündet ist, können wir unsere erste Ernteetappe abschliessen und mit der 2. Ladung feinster Oliven wieder in die Presse fahren. Tja, und jetzt sind wir auf Standby-Position, die „Moore“ haben ihre Arbeit vorläufig getan!

 

Bis wir am Weihnachtstag in die Schweiz fliegen, bleiben uns noch einige Tage.  An den Nassen finden wir Vier auch mal Zeit zum Jassen! Immer wieder lustig, die Männlein gegen die Weiblein ....

Die Bergkrete oberhalb Alt Glykovrysi, die wir von unserem Standplatz aus immer im Blickfeld haben reizt für eine Bergwanderung. Bei schönstem Sonnenschein setzen wir das Vorhaben um und Hans chauffiert uns zum Ausgangspunkt unterhalb der Kapelle. Von dort folgen wir den Ziegenpfaden, denn einen wirklichen Wanderweg gibt es nicht. Für Auge, Herz und Fitness ist es ein wundervolles Erlebnis, nur die Fuss- und Beinarbeit ist nicht so toll – wir sind schliesslich keine Ziegen. Sie haben mit der äusserst stacheligen und felsigen Naturlandschaft ja auch nicht so zu kämpfen wie wir bzw. ich!! Der Ausblick auf die Ebene und die uns mittlerweile sehr vertraute Gegend ist hingegen traumhaft bei der ebenso traumhaften Wetterbedingung.

Ab und zu wird uns auch bewusst, dass wir im Ort die absoluten Exoten sind, denn Touristen gibt es hier keine. In der ländlichen Umgebung hier fallen wir mit unseren Fahrrädern durchaus auf, wenn wir einkaufen oder in der Taverne zum Ouzo gehen. Fahrradfahrer sind in Griechenland eher selten anzutreffen. Wenn schon muss es ein Roller oder einfach ein fahrbarer, motorisierter Untersatz sein – sei er noch so rostig oder verbeult.

 

Bevor wir das Packen in Angriff nehmen können, müssen wir endlich den Winter-Sommerklamottentausch vollziehen. Im Klartext: Ventile an den Vakuum-Plastiksäcken öffnen und Winterkleider raus, bzw. das Umkehrverfahren für die Sommergarderobe, da wird die Luft abgesaugt! Am 24.12.14 verwöhnen uns Billy und Hans mit einem ausgezeichneten Weihnachtskaninchen aus dem Ofen und vielem mehr. Wir feiern ein klein wenig Abschied für 2 Wochen. Sie werden ein wachsames Auge auf unser Heim haben während unserer Abwesenheit.

Anderntags ist relativ früh Tagwache, damit genügend Zeit bleibt für die sieben Sachen, die im/am Haus erledigt und bedacht werden müssen wenn wir weg sind. Um 9 Uhr sind wir abfahrbereit, Billy und Hans fahren mit uns nach Sparti, wo wir um 10.15 Uhr den Bus nach Athen nehmen, 3,5 Stunden dauert die Fahrt. Richtig schweizerisch erreichen wir unser Ziel eine halbe Stunde zu früh. Die Spannung steigt sogleich am Ticketschalter als mir der ältere Herr mitleidig eröffnet, dass der Bus voll ist, einen Nächsten gibt es um 17.00 Uhr. Etwas knapp für uns, denn unser Flug geht um 17.50 Uhr!

Da hilft rein gar nichts, es ist wie es ist! Bei unseren Vorabklärungen, bezüglich Fahrplan vor vier Wochen, informierte mich die Dame leider nicht, dass eine Reservation empfehlenswert ist. Hans und Billy schlagen spontan vor, dass sie uns nach Korinth fahren, von wo es eine direkte Zugverbindung zum Flughafen nach Athen gibt. Nach einiger Zeit gibt mir der Schalterbeamte ein Zeichen und offeriert uns, per Stehplatz im Bus mitzureisen! Danke nein, nicht für 3,5 Stunden, da schätzen wir uns glücklich über das Angebot von Hans.  Wer weiss wozu es gut ist ....

So kommt es, dass wir unser Sack und Pack wieder in den Peugeot von Hans laden und um ca. 10.30 Uhr starten wir erneut – mit neuem Ziel! Für uns letztendlich die bequemere Variante, die kargen aber schönen Landschaftsbilder aufzunehmen. Zügig geht es auf gut ausgebauter Strasse voran bis Tripoli und dann auf der Autobahn bis Korinth. Dort treffen wir mit Unterbruch eines Kaffeehaltes kurz vor halb eins ein.

Mit unserem aufmerksamen Mitverfolgen gelingt es, dass wir direkt zum Bahnhof finden. Bingo, in knapp 20 Minuten fährt der Zug! Die Beiden begleiten uns bis auf den Bahnsteig - die Zeit reicht sogar für eine herzliche Verabschiedung und schon fährt der Zug ein. Was sind wir doch für Glückskinder!

Fünfviertel Stunden dauert die Zugfahrt zum Flughafen und wir geniessen sie. Zur Linken glitzert der Meeresspiegel in der Sonne, und zur Rechten ziehen die Ortschaften der Athener-Agglomeration vorbei.

Nach der Ankunft im Airport profitieren wir von den vorläufig letzten wärmenden Sonnenstrahlen, denn beim Gebäudewechsel auf dem Weg zum Check-in gibt es zuerst ein Bier. Dazu verzehren wir die von zu Hause mitgereisten Eingeklemmten.

Im Nachhinein kommt uns gar die gefürchtete Flughafen-Totschlagezeit echt kurz vor. Der zweieinhalbstündige Flug nach Zürich ist im Endeffekt nur noch ein Klacks, der durchwegs angenehm und problemlos verläuft.

Unsere Ankunft in Kloten ist, wie es scheint eine Punktlandung was den Wintereinbruch angeht. Auf der Fahrt nach Hittnau, unser Domizil für die nächsten zwei Wochen, erleben wir bereits das winterliche Schneetreiben – willkommen „zu Hause“.

 

Damit neigt sich das alte und für uns äusserst erlebnisreiche Jahr 2014 definitiv dem Ende zu. Wir sind dankbar, dass wir die knapp 21'000 Kilometer in südliche und nördliche Richtungen gesund und pannenfrei zurücklegen durften.

Freund Carthago weilt weiterhin in der Erholung zwischen den Oliven- und Mandarinenbäumen. Währendem freuen wir uns hier an der weissen Pracht, die urplötzlich im Überfluss daliegt und die Landschaft verzaubert. Dessen ungeachtet stimmt es froh zu wissen, dass uns der Rückflug am 9.1.15 wieder in die wärmeren Gefilde vom griechischen Winter bringt.

 

Die Freude am Berichten über unser Nomadenleben ist nach wie vor ungebrochen - wir sind gespannt auf den Stoff, den das 2015 liefern wird .....

 

Last but not least will ich es nicht unterlassen, all unseren „Spuren-Verfolger-Innen“ zu danken für die lobenden, gönnenden, witzigen und motivierenden Rückmeldungen per Email oder als Gästebucheintrag. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass der Spass an der „Arbeit“ erhalten bleibt.

 

Allerseits einen guten Rutsch und im neuen Jahr viel Glück, Gesundheit und einfach alles was auch uns gewünscht wird ........

 

 

Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? (Vincent Willem van Gogh (1853-1890), niederländ. Maler & Zeichner)