Der bunte, regenreiche Mix von ein wenig CH, etwas Franche-Comté und Elsass

Nachdem unser Haus rundum wieder im Schuss ist, machen wir uns westwärts auf den Weg nach Frankreich. Zuvor ergibt sich in Zollikofen spontan der Besuch bei meiner Welschlandfreundin und ihrem Mann. Ebenso spontan wird am Vorabend die Idee geboren, am 1. August das Bundeshaus zu besichtigen, das zur Feier des Tages für die Öffentlichkeit zugänglich ist. So kommt es, dass wir alle zusammen am CH-Geburtstag erstmals das ehrenwerte Gebäude von innen bestaunen. Sehr eindrücklich ist’s, durch die heiligen Hallen der wichtigen Entscheide und Debatten zu schlendern oder auf einem Nationalratsstuhl zu sitzen. Ja, das Gefühl Schweizer zu sein fühlt sich hier speziell an.

Draussen wird der Bundeshausplatz mit seinen Wasserspielen kurzum zum Tummelplatz für Gross und Klein, um sich in der extremen Hitze abzukühlen. Die 1. August-Bescherung am nächtlichen Himmel über dem Gurten präsentiert sich uns als wahres Schauspiel bequem vor dem Haus und erst noch kostenlos.

Nach den fröhlichen und ausgedehnten Wiedersehensstunden geht es andern Tags definitiv Richtung Französischer Jura. In Goumois, zur Grenze nach Frankreich machen wir einen Halt auf „unserem“ kleinen Campingplatz direkt am Doubs. Mit dem VW-Bus gehörte dieser Besuch über lange Zeit zum alljährlichen Ritual. Nun versuchen wir es nach fast dreijähriger Pause erstmals mit dem grösseren Gefährt. Monsieur freut sich uns wiederzusehen und meint, der kleine Bus habe aber chicen Nachwuchs produziert! Alles wäre perfekt ausser dem Wetter.

 

Wie jedes Jahr findet am 2. August-Wochenende in Saignelégier der traditionelle Marché Concours statt, demnach sind wir eine Woche zu früh. Spontan beschliessen wir, diese Gelegenheit zu packen und das nachzuholen, was in den vergangenen Jahren nie zustande gekommen ist. Im Klartext: Monsieur reserviert uns den Stammplatz für das nächste Wochenende nochmals, wenn möglich bitte den Sonnenschein mit dazu. In der Zwischenzeit suchen wir sie (Madame Soleil) in Frankreich im Franche-Comté. Teilweise sind wir erfolgreich dabei aber in Baume Les Dames beispielsweise beginnt die Bschütti vom Feinsten, genau bei Ankunft auf dem Stellplatz. Die Lage wäre ideal und hübsch am Fluss gelegen. Wenn da nicht so viele Wohnmobilisten unterwegs wären und den Platz in ein kleines, lärmiges Städtchen verwandeln würden. Tja, Ferienzeit, Womo-Zeit – wir freuen uns auf die Winterzeit!

In Besançon der Hauptstadt von der Region Franche-Comté, befindet sich die schönste Zitadelle Frankreichs, heisst es. Sie thront über der Stadt und wurde 2008 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Bei Sonne und viel Warm erklimmen wir sie zu Fuss, der Zeitpunkt scheint gut gewählt denn ausser uns gibt es nur wenige Touristen. In der imposanten Festungsanlage könnte man sich mehrere Tage verweilen, sei es im Museum oder der riesigen Zooanlage. Von oben bietet sich eine herrliche Aussicht übers Land und auf die Flussschleife die der Doubs zieht. Die Multimedia-Vorführung in der St. Etienne-Kapelle  ist ein absolutes Spektakel, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Während 15 Minuten wird man durch die Epochen der Zitadellen Geschichte geführt. Ihr Erbauer war der königliche Ingenieur und Festungsbaumeister Vauban. Besançon verdient klar 100 Punkte mit seinem Touristenmagnet, der beeindruckenden Zitadelle.

Nach dem ziemlich bevölkerten Stadt-Stellplatz in Besançon, zieht es uns in die ländliche, ruhige Gegend. In Belvoir beim Chateau, wo es drei Plätze für Womos gibt, finden wir exakt was wir unbewusst suchen: Eine prächtige Lage auf der Anhöhe mit Blick ins Val Sancey. Wir spazieren zur St. Anna-Kapelle auf dem benachbarten Hügel und freuen uns an der beruhigenden, lieblichen Landschaft. Die anschliessende Schlossbesichtigung mit der inkompetenten Dame zählt für uns leider nicht zu den Highlights. Schade, aus einer auswendig gelernten, abgehackten Leiher kann unmöglich eine gute Führung werden. Interessant war es allemal die Räumlichkeiten zu sehen. Schade nur, dass der jungen Mademoiselle das Herzblut fehlt, um das Publikum zu begeistern und für diese spannende Zeitreise abzuholen. Am Abend bietet das auf spezielle Weise beleuchtete Chateau einen bezaubernden Anblick.

Die gut zweistündige Rundwanderung am nächsten Tag führt durch Wald und Weiden vorbei am monumentalen Felsen „Les Hautes Roches“. Die Sonne hat uns dabei fast durchwegs begleitet, was anfänglich nicht wirklich zu vermuten war. Wir geniessen den Tagesverlauf in schönster Natur, ohne jegliches Kindergeschrei, Hundegebell oder andere Tohuwahobus.

Wieder einmal macht sich etwas Wehmut breit beim Verlassen dieses friedlichen Ortes. Heute Freitag soll nach Wettervorhersage der schönste und stabilste Tag vom Wochenende sein. Also machen wir uns schleunigst auf nach Goumois, das wir nach einer knappen Stunde erreichen. Eins zwei sind schon die Fahrräder startklar gemacht und wir radeln dem Doubs entlang nach Soubey. Das lockere Velotürli nimmt seinen Lauf und entwickelt sich bald zu einem Geschicklichkeitstraining. Irgendwann ist der Asphaltbelag vorbei und die Naturstrasse beginnt. Sie hat durch das extreme Regenwetter extrem gelitten. Das Slalom fahren zwischen Wasserlachen und „Morastpflotsch“ wird zum veritablen Challenge nicht nur für mich, und Soubey will und will nicht näher rücken! Mit Garantie fahren wir nicht auf dieser Seite des Doubs zurück nach Goumois, soviel steht fest ...... Alles hat einmal ein Ende, sogar diese Cochonerie. Die letzten drei Kilometer fahren wir wieder entspannter und erreichen nach anderthalb Stunden endlich unser Ziel. Mit dem Weg zurück auf der französischen Seite des Flusses, hätte nach dem ersten Drittel der Strecke jeder Biker seine helle Freude! Bis anhin zähle ich mich allerdings nicht zu diesen Begeisterten und werde auch dabei bleiben. Single Trail pur über Stock und Stein inklusive Wurzeln und Gehölz. Das Ganze bei recht feuchtem Untergrund und immer nah am bzw. über dem Ufer des Doubs. Ich erreiche meine Grenzen und teilweise schiebe ich das Rad, die CH-Seite wäre wohl doch das kleinere Übel gewesen. Kurz bevor der Albtraum endet gibt es im zu überquerenden Bächli die Gelegenheit, die Räder vom ärgsten Pflaster zu befreien. Bevor wir die „normalere“ Strasse wieder erreichen, müssen wir erst noch die Kühe auf der Weide zum Staunen bringen, da das letzte Stück durch die Kuhweide führt! Schade, ans Fotografieren habe ich leider bei meiner höchst konzentrierten Anstrengung nicht gedacht!! Zu guter Letzt kommen wir zufrieden und glücklich zu Hause an, nun geht es an die Fahrradreinigung für Barni. Dies geschieht auf äusserst praktische Art und Weise direkt im Doubs.

Am Samstag fahren wir mit dem Postauto nach Saignelégier um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen, was es mit dem legendären, nationalen Pferdeanlass auf sich hat. Mit von der Partie ist selbstverständlich der Knirps, denn wie sich das morgendliche Regenwetter entwickelt ist am Mittag noch ungewiss. Unzählige Marktstände säumen die Strassen im Ort, noch fehlt die grosse Menschenmenge, was wir sehr begrüssen. Morgen Sonntag sieht es vermutlich anders aus. Das Pferd als Thema ist klar im Vordergrund. Was uns allerdings ziemlich befremdet sind die Pferdesteaks, die an einigen Ständen im Angebot sind. Erfreulicherweise reisst der Himmel je länger je mehr auf und die Sonne lässt uns schwitzen.

Wir behalten uns den Eintritt Ins Festgelände für das Sonntags-programm vor, um den Umzug und die unterschiedlichen Rennen zu verfolgen. Zu Hause erwartet uns, in Gesellschaft der Entenfamilie, ein entspannter Abend am beruhigenden Doubs-Flussufer.

Nach dem Regen in der Nacht stellt sich das Sonntagswetter im späten Vormittag rechtzeitig ein. Saignelégier ist heute voll in Pferdehand, und das Treiben in den Marktgassen ist wie erwartet einiges dichter als gestern. Wir freuen uns über die guten Sitzplätze auf der Tribüne. Durch den Umzug, der den Auftakt zum  Nachmittagsprogramm macht, kommt ein wenig Fastnachtsstimmung auf. Verständlich, denn Basel ist Gastkanton in diesem Jahr. Von den anschliessenden Rennen und der gesamten Atmosphäre sind wir fasziniert und gleichzeitig beeindruckt. Die Wagenrennen mit vier Pferden bilden für uns den Schluss, da unser Postauto nach Goumois um 16.41h fährt.

Ausser es fährt dann nicht! Ein Busschauffeur genoss nämlich seinen vermeintlich freien Tag und brachte den Fahrplan arg durcheinander. Kurzer Hand wurde ein Taxibüsli für uns und einen weiteren Herrn nach Goumois organisiert. Wäre günstig gewesen, hätten wir das Retourbillet nicht bereits gehabt!! Wir sind uns einig, dass sich unser Abstecher für diesen Anlass zweifellos gelohnt hat.

Montagswetter vom Feinsten, was hatte Saignelégier bloss für ein Glück mit seinem Fest! Bleibt zu hoffen dass wir in Frankreich bessere Chancen auf Sonnenstunden haben.

Mit diesen Gedanken lassen wir Goumois und die Schweiz hinter uns und steuern Belfort an. Ein Reisebericht hat uns inspiriert die Stadt unter die Lupe zu nehmen. Sie ist wie Besançon bekannt für ihre Zitadelle, die gleichfalls vom Festungsbaumeister Vauban erbaut wurde. Das Wetter wird tatsächlich zunehmend besser und in Belfort wagen wir es, knirpslos unterwegs zu gehen. Wir lassen uns mit dem Audioführer durch die Anlage und das Grand Souterrain führen. Sehr eindrücklich ist auch das immense Löwendenkmal (Länge 22 m, Breite 11 m) aus rotem Sandstein, das in die Festungsmauer integriert ist. Es wurde in Erinnerung an die Opfer der Belagerungszeit durch die Deutschen (1870-1871) errichtet und gilt als Wahrzeichen der Stadt.

Für die Übernachtung fahren wir auf den Stellplatz nach Sermamagny, das ca. 9 Km von Belfort entfernt ist und in der idyllischen Erholungszone am Lac Malsaucy liegt.

Jeder Tag mit Sonnenschein, und das ist eher die Ausnahme, will genutzt sein. Das setzen wir um und fahren weiter zum Ballon d’Alsace in die Vogesen. Die Temperaturen sind hier zwar eine Spur kühler, denn der Ballon d’Alsace liegt auf 1247 m. Der Stellplatz liegt kurz vor der Passhöhe. Wir wandern auf den Hügel zum Aussichtsplatteau von wo man einen prächtigen Blick in die Vogesen hat. Bei klarer Sicht präsentiert sich diese Aussicht bestimmt noch viel imposanter. Tags darauf gibt es dann zur Abwechslung wieder „Vollsträz“ und die Sicht ist weniger als Unternull - danke für den gestrigen Erlebnistag!

Eigentlich wäre dringend der Waschtag ein Thema, doch mit dem miserablen Meteozustand wird daraus definitiv nichts. In Thann auf dem Stellplatz richten wir uns für die nächste Nacht ein und hoffen weiter auf baldigen Sonnenschein! Immerhin gelingt uns ein Bummel im Trockenen durch das Städtchen. Später bildet sich auf dem Stellplatz noch ein eigenes Womo-Dörfchen, es ist nicht zu fassen was in der Hauptreisezeit alles auf Achse ist per Wohnmobil!

Am nächsten Tag verlassen wir Thann und haben den Tag der Cols vor uns: über den Col d’Oderen nach Bresse, gefolgt vom Col de Grosse Pierre und dem Col du Haut nach Gérardmer. Der sehenswerte Ort ist leider hoffnungslos von Touristen überfüllt. Wir werden ihn bei Gelegenheit in der Zwischensaison wieder ins Programm aufnehmen und fahren weiter auf den Col de la Schlucht. Hier beenden wir unsere Tagesfahrt und gesellen uns auf den Parkplatz zu den bereits anwesenden Gleichgesinnten. Das Wetter funktioniert im Wechsel  etwa im ¾ Takt mit Niesel-, Prasselregen oder Sonnenstrahlen. Barni will wissen wie das bei den extrem feuchten Bedingungen mit dem Pilzen ist und zieht los. Nach einer guten Stunde, wohl die Regen intensivste, kehrt er ordentlich durchnässt zurück. Die Pilzvorspeise entfällt!  So wie er wieder im Trockenen ist stellt sich draussen die längere trockene Phase ein ... Da wir uns auf knapp 1200 m befinden, muss die Heizung seit langem nicht nur für die Warmwasseraufbereitung arbeiten. Jawohl, ein wahrlich besch....dener Sommer nimmt seinen Lauf!!

Am anderen Morgen: ein Wetter glatt zum Liegenbleiben – unglaublich! Auch heute vernehmen wir als erstes Geräusch die Regentropfen die auf unser Dach klopfen. Nur nichts anmerken lassen und das Tagesprogramm starten, darum fahren wir weiter nach Kaysersberg. Der malerische Ort im Elsass ist vor allen Dingen für seinen ebenso malerischen Weihnachtsmarkt bekannt. Ein Besuch im Sommer (falls er stattfindet) oder noch besser im Frühling ist unbedingt empfehlenswert. Wir haben es optimal getroffen, es ist Maria Himmelfahrt! Daran haben wir in keinster Weise gedacht, denn Feiertage existieren für uns ja seit einem Jahr nicht mehr ...... Kaysersberg ist demnach eindeutig in Touristenhand, was uns nahezu an das Weihnachtsgetümmel erinnert.

 

Was lernen wir? Wir sehen uns klar im 1. Lehrjahr des Zigeunerunterwegsseins und werden deshalb bei der nächstjährigen Planung so Einiges von den gemachten Erfahrungen mit berücksichtigen.

 

Ach ja, das Wetter in Kaysersberg hat sich einigermassen im Zaum gehalten, Sonne, Rege, Sonne Rege, Sch.........dregg!! :-(