Wir verlassen Kopanaki um die Kapelle Agia Theodora aufzusuchen, von der uns Anne und Sigi erzählt haben. Sie soll etwa eine Stunde von hier entfernt sein und so fahren wir los Richtung Vastas – ans Ende der Welt wie wir später merken. Kurz vor Megalopoli ist die Abzweigung, womit die spannende Fahrt bald seinen Anfang nimmt. Kein Mensch verirrt sich ziemlich sicher in dieses verlassene Bergtal, wäre dort nicht die besagte Kapelle mit den Bäumen auf dem Dach .... Die kurvenreiche, steile, unwegsame und enge Route nehmen wir einigermassen zuversichtlich hin im Wissen, dass hier schließlich auch Cars mit ihrer Touristenfracht hinfahren. Nur gut, dass kein Kreuzungsmanöver nötig ist.
Die Baum bewachsene Kapelle gibt in der Tat ein besonderes, noch nie gesehenes Bild ab. Ca. 15 Bäume sind auf dem Dach zu sehen, im Innern der Kapelle hingegen keine Spur von Wurzeln. Unter der Kapelle fliesst aus der Quelle das Wasser und die gläubigen Besucher fülllen reihenweise ihre Flaschen damit. Ein wahrlich spezieller Anblick, den sich zur Saisonzeit tausende von Touristen ansehen. Gut dass wir JETZT hier sind, so können wir vom einsamen Parkplatz für die Nachtruhe profitieren. Diese Rechnung geht leider nicht ganz auf. Das nervige Gebell der frei laufenden Hunde raubt einem zeitweise den kostbaren Schlaf. Am Morgen entfliehen wir noch dem Frühstück dem schattigen Bergtal und treten die kurvige Rückfahrt an. Bald zwängen wir uns bereits wieder um die abgeänderten Balkonecken des engen Dorfes Issaris und haben damit das Gröbste hinter uns. Wir schlagen die Hauptrichtung Kalamata ein und schalten auf dem kleinen Verbindungspass im Sonnenschein den Frühstückshalt ein. Das Freiheitsgefühl pur kommt dabei mal wieder deutlich auf, einfach cool so zu haushalten!
Wildromantisch gestaltet sich unser nächster Nachtplatz in Avias kurz nach Kalamata. Der Ort befindet sich bereits im Status des erholsamen Winterbetriebes. Kein Mensch kümmert es, ob am Strand direkt am Meer ein Womo parkiert ist. So erfreuen wir uns zur Abwechslung am Rauschen des Meeres beim Einschlafen.
Ein wahrhaft angenehmes Gefühl beflügelt einem, wenn der Tag bereits mit 15° beginnt. Die Fahrt über den Pass von Kalamata nach Sparta wird zur ultimativen Herbst-Prachtsfahrt, wie man sie sich in Griechenland kaum vorstellen würde. Das obligate Meze, das wir gemäss dem Peloponnes-Buch auf der Passhöhe im rustikalen Restaurant erwartet haben fällt leider aus. Dafür sorgt der Papagei im Käfig für Unterhaltung mit seinen witzigen Lauten. Die kurvenreiche, abwechslungsreiche Fahrt endet für heute auf dem Camping Paeleologio Mystras, 2,5 km vor Sparta. Hier haben wir den Platz mit den Orangenbäumen für uns allein und Loge vom Feinsten.
Damit auch die Büroarbeit nicht zu kurz kommt, ist zur Abwechslung der nächste Tag ein Regenschauer-Tag. Ganz allein auf der Restaurant-Terrasse lässt sich’s zufrieden arbeiten bis das Hinterteil schmerzt. Ich erinnerte mich kaum noch wie es ist, einen halben Tag im Büro zu sitzen, wobei das Unsrige immerhin fast im Freien ist!
Der Hauptgrund für den derzeitigen Aufenthaltsort ist der historische Ort Mystras mit seinen baulichen, antiken Bauwerken. Genau das wollen wir uns ansehen und zwar bei kitschig blauem Himmel und Sonnenschein, schliesslich haben wir gestern den Regentag eingezogen! Die historische Stätte am Berg, mit der imposanten Bauweise ist extrem lohnenswert. Dank dem Peloponnes-Führer sind wir über die Geschichte und Zusammenhänge bestens im Bild. Beim Aufstieg zum Castle, dem höchsten Punkt begegnen wir einem Österreicher Paar und kommen mit ihnen ins Gespräch bezüglich dem Unterwegssein im Womo. Sie werden gerne mal einen Blick auf unsere Webseite werfen und an uns zurückdenken. Für uns ist es immer wieder amüsant zu erfahren wie die Leute reagieren, wenn sie hören dass wir ausser unserem Carthago heimatlos sind. Wir jedenfalls fühlen uns dabei so was von sauwohl (äxgüsi)!
Bevor wir den Campingplatz wieder verlassen, darf ich so viele Orangen vom Baum pflücken wie wir mögen und Mandarinen werden uns ebenfalls mitgegeben.
Danach heisst es: Ohne Halt bis Camping Gythio Bay, den wir noch aus unseren Westfalia-Zeiten kennen. Hier gibt es auch die nötige Waschgelegenheit, was eher zu den Raritäten zählt. Einerseits kommt uns alles so vertraut vor und doch fühlt sich die „Winterstimmung“ ungewohnt an. Erstaunlich viele Camper sind für die Jahreszeit auf dem Platz, von Griechen, Deutschen, Engländer bis Franzosen und Belgier sind die Nationen vertreten.
Ein wunderbarer Olivenduft liegt beim Öffnen der Haustüre in der Luft – und wie es dichtet!! Sonnenschein pur – genau richtig um die Waschmaschine in Gang zu bringen. Wie meistens ist es die Wascherei, die Kinder oder die Hunde, was den Kontakt unter den Mitmenschen schafft! So ist es auch diesmal, ich komme mit der charmanten Französin ins Gespräch. Die junge Familie mit ihren beiden schulpflichtigen Kindern ist seit zwei Monaten im Wohnmobil unterwegs. Frankreich macht’s möglich, dass die Kinder via Internet ihre Aufgaben erledigen können. Jedenfalls scheinen sie völlig locker auf Achse zu sein und das noch längere Zeit. Daneben gibt es das Lörracher-Paar, das mit ihrem Silk-Road-Offroader bis nach Singapur will und je nach dem von dort nach Australien. Unsere Nachbarschaft im Gythio Bay Camping zeigt uns jedenfalls auf, dass wir mit unserem Fernweh-Projekt durchaus in bester Gesellschaft sind!
Dann ist da noch der Daviscup-Sonntag mit der Entscheidung des Jahrhunderts, der wir natürlich ebenfalls entgegenfiebern. Ab 13.00 Uhr gilt es ernst in Lille, deshalb wollen wir unsere Erkundungstour zum Nachbar-Camping vorher angehen. Lustig ist dort unsere Begegnung mit Heinz, der seit bald 3 Jahren hier seinen Wohnsitz in einem älteren Carthago-Modell hat. Sein kleines Anwesen hat er sich zu einem persönlichen, speziellen Paradies gestaltet. Da ist das Mini-Gemüsegärtli, über das der sitzende Buddha im Hintergrund wacht. Auf dem Dach flattern die für Heinz bedeutendsten Landesflaggen: Schweiz, Neuseeland, Griechenland, FCB! und demnächst wird es auch noch die Thailändische tun. Er scheint restlos glücklich und zufrieden zu sein mit seinen beiden Hunden und der Wahlheimat. Er offeriert uns spontan ein Glas Rotwein, womit wir drei uns auf das bevorstehende Tennis-Grossereignis einstimmen.
Pünktlich zum Matchbeginn sind wir zurück, um den fast eindeutigen Spielverlauf zu verfolgen. Nach gut zwei Stunden ist es klar, wir dürfen, können, müssen jubeln über den lang ersehnten, erstmaligen und verdienten CH-Sieg: die grösste und begehrteste Salatschüssel hat sein neues Zuhause in der Schweiz gefunden, BRAVO Giele!
Ganz nebenbei habe ich noch einen Roggenbrotteig versucht zu kneten, was die Nerven ganz wacker strapaziert hat! Von Fluchen, fast aufgeben bis trotzdem durchhalten hat es schliesslich doch zum einigermassen guten Ende geführt, wie ich vermute ..... Richtig, das Frühstück am nächsten Morgen lässt den ganzen, elenden Ärger vergessen – en Guete!
Es folgt der Tag, an dem der Flug in CH für die Weihnachtsfeiertage gebucht werden sollte .... Das günstige Fliegen fordert in diesem Fall allerdings seinen Tribut beim Online-Prozedere. Wenn kurz vor dem Prozessende immer wieder dieselbe Fehlermeldung angezeigt wird, obschon kein Grund dafür vorliegt, nagt das irgendwann erheblich am Nervenkleid! Mit der nötigen Ausdauer und zusammen mit der Hotline hab ich’s, und bin ich geschafft!!
Viel verpasst haben wir trotzdem nicht, denn die Temperaturen sind heute arg im Keller und es weht ein unangenehm kühler Wind. Nichts mit Velotürli ins Städtli. Barni hat sich dafür in die Mini-Olivenernte gestürzt – in privater Mission! Er pflückt die wunderschönen, gross gewachsenen schwarzen Oliven (von den Bäumen des Campings!). Wir wollen das Experiment des Einlegens wagen und sind neugierig auf das Resultat ein einigen Wochen.
Obschon die Reife der Oliven noch nicht so weit ist, verschieben wir uns schon mal zu unserem Etappenziel Agio Ioannis, das ungefähr eine Stunde in östlicher Entfernung liegt. Dort werden wir von unseren „Meistersleuten“ freudestrahlend und warmherzig empfangen. Schön, dass wir unser Wiedersehen diesmal an ihrem beneidenswert hübschen Domizil in Griechenland feiern können. Bisher geschah dies ausschliesslich in ihrer Heimat im Münstertal, wo sie bis vor 3 Jahren den Campingplatz betrieben haben. Die kühle Wetterstimmung und das Feuer im Kamin lassen heute freilich nicht den aktuellen Standort vermuten.
Die erste Nacht in der Oliven- und Mandarinenplantage von Billy und Hans haben wir im ruhigen Tiefschlaf verbracht. Es verspricht kein Sonnentag zu werden, eher sieht es nach Regen aus. Wir versäumen mit unserer Städtli-, Einkaufs- und Bummeltour also nichts. Billy und Hans müssen nach Skala zur Bank und zur Post. Da sind wir aber froh, dass wir nur in begleitender Mission dabei sind. Bei der Post reicht die Warteschlange bis aufs Trottoir, also zuerst zur Bank. Viel anders sieht es hier nicht aus, es gilt das System mit dem Ticket fassen. Hans besorgt dies schon mal und fasst die Nr. 246, aktuell ist Nr. 101 an der Reihe! Das reicht noch locker für den Haarschnitt der Beiden beim Coiffeur.
Die folgenden Tage verlaufen abwechslungsweise bei grauem und sonnigen Wetter. Die Temperaturen sind jedoch durchwegs angenehm und mehr als ausreichend, um die wenig touristische Umgebung per Rad zu erkunden.
Dazwischen geht es mit Billy und Hans auf Inspektionstour zu den Olivenbäumen, die wir in Kürze zusammen ernten werden. Bald schon erkennen wir: es wird kein Zuckerschlecken, auf uns wartet definitiv harte Arbeit.
In den nächsten Tagen kann mit den Bäumen im benachbarten Eleia begonnen werden, sie haben unterdessen den nötigen Reifegrad erreicht.
Jàssas und bis demnächst!