Von Maribor bis Ljubljana

Willkommen in Maribor!

 

Vom Campingplatz haben wir den direkten Ausblick auf die Ski-Schneise des Weltcup-Berges, der praktisch vor unserer Haustüre liegt. Wir wollen es wissen und nehmen den sehr steilen Aufstieg in Angriff, wo im Winter, wenn es die Schneeverhältnisse zulassen, die Damen den Weltcup-Slalom bestreiten. Am Fernsehbildschirm ist die Steilheit in keinster Weise zu erkennen, wie sie spürbar ist beim Hinaufstapfen.....

 

Nach einem Drittel der gesamten Strecke erreichen wir in beachtlicher Höhe das kleine Beizli, wo wir den ehrlichen Durst löschen. Die Aussicht von hier oben auf die Stadt Maribor und das weite Land ist genial, auch ohne strahlendster Sonnenschein. Die Wirtin spricht gut Deutsch und gibt uns beherzt viele Tipps über lohnenswerte Orte und Gegenden in Slowenien. Auf unsere Frage, woher sie so gut deutsch spricht erklärt sie uns: je nach Region und angrenzendes Nachbarland, wird in der Schule entweder Deutsch, Italienisch oder Ungarisch gelernt, die Alternative dazu ist immer Englisch.

 

Der Berg dient in den Sommermonaten dem Bike-Downhillvergnügen, wie wir auf dem Rückweg ins Tal erkennen. Vergangenes Wochenende wurde hier der Downhill-Weltcup ausgetragen und einige Teilstrecken lassen auf wirklich echte Mutproben schliessen.

 

Bei blauem Himmel und Sonnenschein lernen wir Maribor und seine hübsche Altstadt kennen. Nur beim genaueren Hinschauen stellt man unschwer den Unterschied zu den gepflegten österreichischen oder deutschen Bauwerken fest. Der bekannte, unterirdische Weinkeller ist zwar  im Plan noch als eine der grossen, interessanten Sehenswürdigkeiten erwähnt, doch wir stehen vor verschlossenen Türen. Im Tourist-Office erfahren wir, dass der Keller „im Moment“ geschlossen ist. Dagegen ist die älteste (400 Jahre) und im Guiness-Buch eingetragene Rebe beim Haus des Weins am Drau-Ufer zu besichtigen. Auch in Maribor findet wie in allen Städten das pulsierende Leben statt und wir haben nicht unbedingt das Gefühl, dass heute Montag ist. Die Leute flanieren und sitzen an der Sonne in den zahlreich vorhandenen Cafés und Restaurants. Andere betteln sich auch hier durch die Strassen und gaukeln den Touristen ihr krüppelhaftes Schicksal vor!!

 

Eine Metzgerei, wo ein gutes Stück Fleisch für den Grill zu haben wäre findet sich leider nicht. Zur Hauptsache wird Fleisch auf dem Markt angeboten oder im Supermarkt. Auf dem Heimweg greifen wir zur Verlegenheitslösung im Jäger-Markt, wo wir „Huftsteaks“ kaufen. Wie alt die Kuh war wissen wir nicht, wir brauchen einfach gute Zähne - mit Sicherheit lag es nicht am Grilleur .... Dennoch haben wir Grund genug, uns am Nachtessen in der Abendsonne zu freuen, Kabissalat und Rebensaft sei Dank!

 

Wir beabsichtigen heute unseren Fitnesstag abzuhalten. Heisst, zu Fuss auf den Berg Prohoje, wo auch die Gondelbahn hochfährt. Es führen zwar zahlreiche Fusswege hinauf, jedoch nicht als markierte Wanderwege wie wir dies gewohnt sind. Wer fit ist stapft diretissima die Skipistenroute nach oben, was ordentlich Puste abverlangt. Die prächtige Aussicht auf Maribor ist dafür die Belohnung (nebst dem kühlen Durstlöscher!).

 

Statt der Gondelbahn entscheiden wir uns auch abwärts für die Fuss-Variante. Ganz geht die Rechnung nicht auf, denn es bahnt sich ein Regenguss an. So häpp chläpp kommen wir mit einem blauen Auge davon, da wir den Weg durch den Wald wählen, wo uns die Blätter ihren Schutz gegen das Nass bieten. Trotzdem wird die Angelegenheit je länger je feuchter für uns. Die Wegrichtung fällt rein gefühlsmässig aus, denn Wandermarkierungen kennt man hier offensichtlich nicht. Schade, dass für die schneefreie Zeit an diesem weltbekannten Skiberg nicht mehr investiert wird, für wanderfreundliche, markierte Wege oder Wegweiser.

Immerhin bringt uns das „Gspüri“ sicher nach Hause

und auf die Regendusche folgt die Dusche unter der Brause!

Schliesslich rückt die Abendsonne bald darauf wieder alles ins richtige Licht.

Von Maribor fahren wir etwa eine Stunde weiter südöstlich nach Ptuj, der ältesten Stadt Sloweniens. Auf nicht 1. klassigen Strassen führt die Strecke der Drava  (Drau) entlang durch naturnahe, fruchtbare Landschaften. Die Drava ist der viertlängste Nebenfluss der Donau und entspringt im Südtirol.

Die nächsten Tage lassen wir uns in Ptuj im Camping Terme nieder, der zum Hotel Primus gehört. Der Platz macht auf uns einen guten und ordentlichen Eindruck, beim Nebenzweig eines Hotelbetriebs wird das Herzblut jedoch vergeblich gesucht.

Sommerliche Hitze hat sich mittlerweile breit gemacht. Gefragt und begehrt ist ein Platz im Schatten, denn bereits beim Frühstück hält man es nicht aus in der Sonne! Die angenehmste Aktivität, wenn überhaupt, ist daher das Radfahren. Auf einem ausgehängten Flyer haben wir uns aus den komisch geschriebenen Wörtern zusammengereimt, dass an drei Tagen ein Flugmeeting stattfinden wird. In der Touristinformation erstehen wir uns eine Karte mit den eingezeichneten Radwegen. Die erste Fahrradtour in Slowenien soll uns zum Flugplatz führen, der auf der Karte ebenfalls eingezeichnet ist. Es wird unser Fitness-Erlebnis schlechthin, das sich in etwa mit der in Maribor gemachten Erfahrung, auf der Wanderung durch den Wald deckt! Schöne Radwege auf der Karte doch auf der Strasse fehlt die nötige Signalisation am richtigen Ort. Zum Schluss sind wir ein paar Stunden Rad gefahren, an hübschen Orten vorbeigekommen, nur den Flugplatz haben wir nicht kennen gelernt. Tja, am „Gewöhnungsbedürftigsten“ ist zweifelsfrei die Sprache, wo die Bedeutung der Wörter einfach nicht zu erraten ist. Kommt hinzu, dass in kleineren Dörfern die Sprachkenntnisse bei den Menschen praktisch nicht vorhanden sind.

 

Wie auch immer, Slowenien „gefällt“ und wir geniessen die heissen Tage in Ptuj bei faulenzen, schwitzen, Studium der Weiterreise, lesen, schreiben und zwischendurch wird mein 1. Zigeuner-Geburtstag in Freiheit gefeiert. Es folgen die Pfingsttage, die wir aus Hitzegründen ebenfalls noch in Ptuj verbringen und dadurch die Bekanntschaft mit Margrit und Hans aus dem Bernbiet machen. Bei einem Gläschen tauschen wir Gemeinsamkeiten aus, denn die beiden sind bereits im 6. Jahr mit ihrem Hymer-Womo auf Achse und haben ihr Haus vermietet. Sie freuen sich, endlich mal wieder zwei Gleichgesinnte anzutreffen. Sie haben bisher ihre Winter in Spanien verbracht und hören sich interessiert unsere Erfahrungen mit Sizilien an.

 

Nach sechs Tagen hier auf dem Camping Terme wollen wir die Reise fortsetzen in Richtung der Weingegend bei Jeruzalem. Es liegt nordöstlich von Ptuj und nicht etwa im heiligen Land! Auf abenteuerlichen Strassen gelangen wir zum Weingut Puklavec, das praktischerweise einen kleinen Stellplatz mitanbietet.

 

Eine junge belgische Familie hat auf dem kleinen Terrässchen bereits Stellung bezogen und zusammen mit unserem Vehikel ist der Platz auch schon voll belegt. Unglaublich der Anblick der sich uns bietet über die weinrebige Landschaft – auch hier ist das Paradies. Die Sonne brennt indes gnadenlos weiter und wir sind froh um unseren Schattenspender, den wir bei der Markise einziehen können, sonst wären wir wohl eine noch klebrigere „Masse“!

Der süsse Dreikäsehoch der  Nachbarn kann sich gerade schon ein wenig aufrecht fortbewegen, um bald darauf wieder auf seinem Windelpaket auf dem Boden zu landen. Unser Gummihammer fasziniert ihn ungemein, den er als Spazierstock einsetzt!

So paradiesisch wie das Anwesen so köstlich ist der Wein, den wir zu degustieren bekommen. Vom jungen Weinbauer erfahren wir, dass sie hauptsächlich Weisswein produzieren und das Resultat erfreut jeden Gaumen! Die traumhafte Abendstimmung rundet das Tageserlebnis ab und ist der reinste Balsam für Augen und Seele. Versteht sich von selbst, dass wir uns vor der Abfahrt am nächsten Morgen mit ein paar Flaschen des feinen Rebensaftes eindecken. Den super Familienbetrieb mit ihren Qualitätsprodukten unterstützen wir gerne. Nicht ausgeschlossen, dass wir hier mal wieder vorbeischauen, wenn wir in der Gegend sind.

 

In Jeruzalem, dem höchstgelegenen Ort dieses Weingebietes und das am Vorabend Teil unseres Ausblickes war, schalten wir im Vorbeifahren einen Halt ein. Wir staunen nicht schlecht, als gleichzeitig unser Berner-Ehepaar Margrit und Hans aus Ptuj, ihr Heimetli ebenfalls auf den Parkplatz manövrieren! Ein kurzer Informationsbesuch in der Vinothek, wir sind ja bereits eingedeckt, und ein Blick in die Kirche, dann setzen wir uns zusammen in die schattige Gartenbeiz. Ob den vielfältigen Gesprächsthemen wird uns  plötzlich die Zeit bewusst! Vor allem aber, dass wir sie haben und den Nachmittag auch ruhig „verplappern“ könnten – falls wir das möchten. Das ist grenzenlose Freiheit, die unbezahlbar ist – man gönnt sich ja sonst nichts! Irgendwann verabschieden wir uns doch, im Wissen dass wir uns bestimmt irgendwo wieder treffen werden. Ich gebe Margrit unsere EINFACHMALWEG-Adresse und alles Weitere ergibt sich von allein. Die Wege führen uns in entgegengesetzte Richtungen, denn ihr Ziel ist der Plattensee in Ungarn. Wir steuern nördlich in Richtung Ljutomer, wo wir das Restaurant Trnek mit zugehörigem Stellplatz aufsuchen, das direkt an einem hübschen Teich liegt. Der Chef winkt uns flott auf das riesige Rasenstück neben seinem üppigen Gemüsegarten. Ein wunderschöner Fleck in ruhevollem Ambiente und ideal für unsere Übernachtung, mit Aussicht auf ein authentisches Nachtessen. Zwar lassen die Mücken später nicht nur grüssen ..... und mich haben sie leider immer extrem zum Fressen gern:-(   Ein bilderbuchähnlicher Morgen begrüsst uns, die Mücken sind auch schon wach und wir ziehen es vor, im Haus zu frühstücken. Dies verhilft uns dazu, dass wir aus geringer Distanz den Fasan beobachten können, der hinter dem Garten in Richtung Wald stolziert, eine Freude ist’s!

Nachdem wir uns vom Chef verabschiedet haben, suchen wir die Kernölmühle in Sredisce ob Dravi auf, die Margrit und Hans gestern auch besuchten. Eine junge, deutschsprachige Dame erklärt uns in kurzen Zügen, wie hier das schmackhafte, kostbare Öl hergestellt wird. Die Kerne werden den Kürbissen auf dem Feld entnommen, zum Teil in Handarbeit von den Bauern aber auch maschinell. Danach werden die Kerne gewaschen und getrocknet, dadurch sind sie lagerfähig. Das Öl wird stets frisch und in der Menge hergestellt, die es für den laufenden Verkauf braucht. Im Jahr werden in dieser Mühle 90'000 Liter Öl produziert was bedeutet, dass pro Liter 3 kg Kürbiskerne (35 Kürbisse!) nötig sind. Sie werden zuerst gemahlen und danach während rund 30 Minuten geröstet. Anschliessend wird diese Masse gepresst und ergibt das herrlich, nussige Kernöl. Bis das gewonnene Öl jedoch abgefüllt werden kann, muss es noch einige Tage ruhen damit sich die Schwebstoffe senken.

Uns freut’s, dass wir jetzt auch etwas über die aufwändige Herstellung des von uns so geliebten Kernöls erfahren konnten. Bisher war uns als Herkunftsort nur die österreichische Steiermark bekannt, nicht aber die slowenische Untersteiermark.

 

Die angekündigten Gewitter in der Region haben zum Glück nicht in der heftigen Art oder mit Hagel stattgefunden. Irgendwie bewegen wir uns immer zur rechten Zeit am rechten Ort. Langsam verlassen wir die Untersteiermark und fahren südwestlich in die Region Unterkrain mit dem Ziel Novo Mesto an der Krka, nahe der kroatischen Grenze. In Celje, wo wir einen Dursthalt einschalten wollen, lotst mich Barni bei der Parkplatzsuche irrtümlich in den Busbahnhof. Ich bin nicht unglücklich über die grosszügigen Platzverhältnisse für das nötige Wendemanöver! Nach einer Ehrenrunde um und durch die Stadt wird dafür ein „Schoggiparkplatz“ gefunden.

Ebenfalls ein guter Grund für einen Pausenhalt ist das kleine Inselstädtchen Kostanjevica na Krki mit seiner speziellen Lage im Fluss Krka.

Auch in dieser Region fällt uns die Fruchtbarkeit dieses Landes auf, genauso wie die teilweise sehr schmucken Häuser. Nur die Fahrbahnen sind mehrheitlich weit vom optimalen Zustand entfernt. Die Ausnahme bildet die Autobahn, welche wir aus Neugierde einmal für eine kurze Strecke von 40 km benutzt haben. Für den Komfort sind uns mit unserem Fahrzeug stolze 14.80 EUR abgeknöpft worden! Da rücke ich später lieber die verrutschte Hauhaltung zurecht oder schraube das Navi wieder fest, weil es aus der Halterung gespickt ist!!

 

Nach dem kurzen südlichen Abstecher, der ohne nennenswerte, spektakuläre Ereignisse bleibt, fahren wir wieder nordwärts in die Region Oberkrain. Auf dem Weg in die julischen Alpen ist Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens, ein Muss für uns. Die etwa zweistündige Fahrt teilen wir uns und wie könnte es anders sein ......  Kaum habe ich übernommen, endet das 0815-Strassenstück und ich werde ziemlich gefordert mit der engen und teils sehr steilen, kurvigen Strassenführung. Recht so, denn bei mir ist wohl eher Übung nötig!

 

Die gebirgige, grüne Landschaft mutet uns überaus heimatlich an und sie könnte sowohl in der Schweiz wie auch in Österreich sein.

Übrigens liegt Slowenien mit 58,5% Waldanteil auf Platz 2  der waldreichsten Länder Europas.

Immer wieder kommen wir zum Schluss, dass es ein attraktives, liebenswertes Land ist und unsere Erwartungen in vielen Bereichen übertrifft. Die Zivilisation und die Lebensweise kann sich durchaus mit den nördlichen Nachbarn messen. Vermutlich fühlen sie sich diesen Ländern in mancher Hinsicht näher als den Südlichen.

Schade ist einzig, dass das freistehende Campieren verboten ist und man ausschliesslich auf Campingplätzen übernachten darf. Dafür ist dieses Angebot ausserhalb der Hauptsaison in der Preisgestaltung besonders interessant und die Leistung kann sich in den meisten Fällen sehen lassen.

 

Der Camping ,Resort Ljubljana’ ist relativ gross und gut besetzt, doch wir haben Glück. Locker begeben wir uns am Sonntag für die Sightseeing-Tour zur Busstation. Anstelle der Fahrtickets ist eine sogenannte Urban-Card erhältlich, die je nach Wunsch mit dem nötigen Betrag aufgeladen wird. Sie dient entweder als reine Fahrkarte oder aber auch als mehrtägiges Allroundticket für die Verkehrsbetriebe, Museumsbesuche etc. Aus unserer Sicht ein überzeugendes, modernes System.

 

Ljubljana wirkt auf uns als eine liebliche Stadt mit gepflegtem Altstadtkern und fortschrittlicher Infrastruktur (z.B. unterirdische, nach Materialien getrennte Entsorgungsbehälter). Wir schlendern mit dem Touristenführer durch die Strassen und bewundern die Sehenswürdigkeiten nach deren Beschreibung. Eine Stadtführung wäre eigentlich von Vorteil, um die Zusammenhänge wirklich zu erfassen, doch uns steht heute nicht der Sinn danach.

Nach einem wohlschmeckenden, mediterranen Mittagessen erklimmen wir zum Dessert den Burghügel und freuen uns  an der Aussicht. Unter uns liegt die Stadt und eine herrliche Wald- und Berglandschaft erstreckt sich im Sonnenlicht bis zum Horizont.

 

Pünktlich zum CH-Ecuador-WM-Spiel sind wir wieder zu Hause und sind durchwegs zufrieden mit unserem Entdeckungstag. Der CH-Sieg mit dem 2:1 in der 93. Minute setzt dem Sonntag die Krone auf!

 

Hvala in na svidenje