Zwei afrikanische Camper-Wochen liegen hinter uns und wir verarbeiten laufend die unterschiedlichen, gegensätzlichen Eindrücke von Menschen, Land und Kultur. Wir bezeichnen es als einen Mix zwischen dem tiefen Süden Europas und dem schwarzen Afrika.
Eines ist sicher: In Marokko sind die Leute zumeist äußerst freundlich und liebenswürdig. Von jung bis alt, ob auf der Strasse oder im Café wird man mit einem „bonjour, soyez bienvenue“ gegrüsst. Von Kriminalität ist definitiv keine Spur, denn das Land gilt als durchaus sicheres Reiseland. Wir können das oft Gelesene und von anderen Wohnmobilisten Gehörte nur bestätigen.
Das Allerbeste an unserem Marokko-Projekt ist das uns wohlgesinnte Wetter- und Temperaturglück. Bald schon bekommen wir von Einheimischen zu hören, dass letztes Jahr beispielsweise ganz andere, kühlere Bedingungen herrschten und T-Shirt-Bekleidung kein Thema war.
Darüber hinaus geniessen wir einzigartige Orangen, Mandarinen und natürlich Meeresgetier bis zum Abwinken - wunderbar. Wie man uns sagt, zählt die nördlichere Westküste zu Marokkos fruchtbarster Anbaugegend für Beeren und Gemüse.
Nach der kurzen Verschnaufpause in Asilah gilt es dann ernst und das im wahren Sinne des Wortes. Die marokkanischen Verkehrssituationen sind ebenso gewöhnungsbedürftig wie der Rest hier zu Lande. Unfassbar, dass selbst auf der Autobahn die Fussgänger zu beachten sind! Sie marschieren seelenruhig auf dem Wiesenstreifen direkt neben der Fahrbahn, oder überqueren diese mit grösster Selbstverständlichkeit. Die gleiche Achtsamkeit betrifft umgekehrt auch uns als Fussgänger. Sogar auf dem Fussgängerstreifen, wie unsere Erfahrung in El Jadida zeigt: der herannahende Roller behält sein Tempo unvermindert bei, egal ob er von uns wahrgenommen wird oder nicht!!
Mit kleinen Schritten gewöhnen wir uns an die afrikanischen Verhältnisse in jeder Beziehung. Auf dem Gemüse-, Fisch- und Früchtemarkt, ob in Larache, Moulay Bousselham oder in Salé (Rabat), wo vor lauter Geruchsemissionen keine Kauffreude aufkommt. Tägliche Bilder im Allgemeinen, wie Abfall, Schmutz, Armut und bettelnde Menschen werden uns (mir) sicherlich immer Mühe bereiten! Die Schere von Reich zu Arm klafft heftig auseinander und ist ebenso heftig sichtbar.
Ein geschäftstüchtiges Volk sind die Marokkaner allemal und deshalb sind die cleveren Männer jeden Alters zur Stelle, so wie ein Womo auf dem Campingplatz einfährt. Eiligst bieten sie ihre Waren feil; frisch zubereitete Krabben, à la Pizzaservice, frei Haus (Womo) geliefert, Früchte, Gemüse, Eier, Muscheln, was dein Herz oder Haushalt begehrt – und das klappt perfekt! Unsere Krabbe zum Nachtessen in El Jadida hat wunderbar geschmeckt, bei sauberer eigener Küche!
Übrigens weist ein Campingplatz in Marokko meistens eine ähnliche Infrastruktur auf wie ein europäischer Platz. Der Zustand und das eher zufällige Funktionieren der Sanitäreinrichtungen sind dagegen weniger europäisch! Da kann bei einer Duschentür auch mal ein simpler feiner Ast als Verriegelung herhalten, der tut’s auch, stimmt sogar!
Immer weiter geht es auf der Küstenstrasse in Richtung Süden und diese fordert grösste Aufmerksamkeit sowie ein robustes Fahrwerk! Arge Schlaglöcher und grösstenteils schlechte Strassenqualität führen oftmals zu Slalomfahrten. Unser nicht allzu schnelles Unterwegssein kommt dadurch einer Schildkröte zu gute, die im Begriff ist die Fahrbahn zu überqueren. Ohne unsere Lebens rettende Massnahme hätte sie es wohl kaum überlebt!
Safi ist die grosse Industriestadt an der Atlantikküste. Kilometerweit führt die Strasse an den immensen Phosphatwerken und Sardinenfabriken vorbei. Ein ähnlich grosser Stellenwert hat das Töpferhandwerk. Dieses lassen wir uns vom Monsieur le Président der Kooperative persönlich erklären. Er führt uns durch die Werkstätten am Töpferhügel, wo wir die Entstehung der unendlichen Vielzahl an Kunstwerken bewundern können.
In Essaouira findet man sich meist wieder unter bereits bekannten Wohnmobilisten, sei es auf dem Stellplatz am Ende der Strandpromenade oder im Carrefour beim Einkauf. Die Möglichkeiten für Bier- und Weinangebot sind sehr begrenzt und nur in einigen grösseren Orten vorhanden. Das erklärt natürlich die Wiedersehen mit einzelnen Weggefährten. So begrüsst uns der englische Nachbar vom Camping in Safi mit einem lachenden ‚hello again’!
Mit der Hafenstadt Essaouira und seiner verwinkelten, schmucken Medina lernen wir erstmals einen Ort kennen, wo das europäische Touristentreiben vorherrscht. Ganz offensichtlich tauschen viele Europäer (auch CH-Dialekt ist zu vernehmen) ihren Ski-Urlaub mit einem Marokko-Aufenthalt.
Für die nächsten Tage sind leicht kühlere Temperaturen und gar Regentropfen prognostiziert. Mal sehen wie wir uns zurechtfinden, denn in jüngster Vergangenheit sind wir damit etwas aus der Übung gekommen. Die Natur hier wird sich allerdings mehr als freuen über das ankommende Nass.
Bis dann grüssen wir mit einem SALAM aus Afrika!