Ja danke, wir sind gut hinübergerutscht – in der wahrhaftig winterlichen Heimat. Die wenigen Tage sind ausgefüllt mit geplanten Besuchen oder Pflichten. Zusätzlich gibt es auch eher weniger geplante Zwischenfälle, doch alles ist schliesslich mit glücklichem Ende ausgegangen.
Die Nachricht die uns während unseres CH-Aufenthaltes von Billy und Hans erreicht, ist für uns schwer verdaulich. Leider herrschen auch in Griechenland zwischendurch so tiefe Temperaturen, dass die beiden die letzte Ernteetappe ohne uns verrichten müssen. Frost ist das was die Oliven gar nicht mögen, deshalb gilt es rasch zu handeln – ohne uns! Sch.....eibenkleister, damit haben wir alle nicht wirklich gerechnet, aber die Wettercapriolen richten sich bekanntlich nicht nach unseren Bedürfnissen.
Sinnigerweise sind die Wetterverhältnisse wieder ganz im grünen Bereich zu erwarten, bis wir zurück in Griechenland sind. So ist es – am 9.1.15 fliegen wir bei stahlblauem Himmel und Sonnenschein Athen an. Die Stadt gleicht von oben einem unendlich grossen Häuserteppich, ein beeindruckender Anblick. Wie bei der Abreise wählen wir die direkte Zugverbindung vom Flughafen nach Korinth um 13.44h.
Per Taxi verschieben wir uns vom Bahnhof Korinth nach Isthomas zum Busbahnhof. Dann harzt es mit der Fortsetzung: Der nächste Bus nach Sparti fährt erst um 17.15 Uhr und der Taxi-Chauffeur will 200 bzw. 180 Euro für die Strecke. Das ist es uns allerdings nicht wert und so warten wir die knapp 2 Stunden auf den Bus.
Dank Lesen, Sudoku und Kreuzworträtsel vergeht die Wartezeit schneller als befürchtet. Um 17.30 h endlich wird der Bus nach Sparti ausgerufen. Einer der uns zugeteilten Plätze in der hintersten Reihe ist zwar vorerst belegt, doch der Platzinhaber wird wohl vom schlechten Gewissen geplagt, er gibt den eingenommenen Sitz frei. Ziemlich unbequem verläuft für ihn die Fahrt nach Sparti mit dem Parterre-Sitzplatz. Dort treffen wir nach genau 2 Stunden um halb acht ein. Billy und Hans erwarten uns wie abgemacht und begrüssen uns freudig. Das mit dem Nachtessen im Restaurant, wo sie vor Jahren die super Pfeffersteaks gegessen haben, geht dann leider ziemlich in die Hosen. Die Speisekarte verspricht viele feine Gerichte mit und ohne Fleisch und kommt sehr professionell daher. Damit hat sich’s auch schon; wo wir letztmals ein so nichtssagendes Stück Fleisch gegessen haben, erinnern wir uns definitiv nicht. Unsere Vorstellung von einer Ingwersauce deckt sich jedenfalls nicht mit derjenigen des Küchenchefs! Billy und Hans sind am meisten gefrustet, dass ihr einstiges Lokal in Sparti zum fein Essen so ein Reinfall wurde. Die Zeiten ändern sich und die Restaurantbesitzer bekanntlich auch, Pech gehabt! Kurz vor 23 Uhr sind wir schliesslich zu Hause und freuen uns, dass mit unserem Heim alles in bester Ordnung ist. Nach der Grobauspackete gibt es bei Hausmeisters noch einen Ouzo als Schlumbi.
Relativ rasch finden wir wieder ins jetzige Dasein zurück. Da Billy und Hans in aller Eile ihre Oliven alleine vor dem Frost retten mussten, bleiben für uns Gott sei Dank wenigstens die Nacharbeiten übrig. Die vielen angehäuften Äste warten nämlich darauf, ins heisse Feuer geworfen zu werden. Während eines Tages sind wir voll beschäftigt, die Unmengen von Ästen zum „Feuerchärreli“ zu tragen um sie dort zu verbrennen. Eine äusserst ideale Eigenkonstruktion von Hans, ist die fahrbare Feuerstelle auf Rädern. Normalerweise dient Hans unser aktueller Standort mit dem Womo als Verbrennungsplatz. Wir verschieben uns deshalb mit unserem Haus, damit die Feuerstelle eingenommen werden kann. Wiederum staunen wir, wie die grünen Zweige der Olivenbäume ein loderndes Feuer veranstalten und uns zu wahren Rauch-Chnebeli verkommen lassen.
Der gegen Abend immer stärker wehende Wind entwickelt sich zusehends zum heftigen, böenartigen Sturm. Unser Haus wird zeitweise kräftig durchgerüttelt, was schliesslich zum Entschluss führt, die Satellitenschüssel einzufahren. Nach dem Nachtessen will ich mich vergewissern, ob unsere „geräucherten“ Jeans noch an der Wäscheleine hängen hinter dem Haus. Dort sollten sie ursprünglich zum Auslüften bleiben bis zum Morgen. Inzwischen haben sie sich jedoch schon selbständig gemacht und liegen unter der Palme im Garten, wie mir Hans gleich mitteilt. Es stürmt wirklich unheimlich und wir hoffen, dass sich die Lage bis zum Filmbeginn normalisiert. Wenn nicht, gucken wir nämlich nicht in die Röhre und müssen auf den vielversprechenden ZDF-Krimi verzichten. Alles kommt aber gut, bereits zur Tagesschau können wir es wagen, die Antenne wieder hochzufahren. Beruhigend, dass wir um 23 Uhr ohne stürmische Windattacken zu Bett gehen können.
Allmählich sind unsere Tage hier gezählt, denn die Aufgaben sind erfüllt und ein wenig macht sich schon die Sehnsucht nach dem Nomadenleben breit. Wir haben es genossen, für eine Weile eine Art festes zu Hause und liebe Nachbarn bzw. Hausmeistersleute zu haben. Für uns war es eine durchwegs gute Erfahrung in jeder Beziehung und vor allem eine grosse Bereicherung.
Im Nachbardorf gehören wir wohl schon ein bisschen zum Dorfbild, wenn wir mit unseren Fahrrädern daherkommen und den Einkauf mit einer Einkehr zum Ouzo verbinden. Alle sind sie freundlich und höchst erfreut wenn sie Helvetia hören. Dabei wissen wohl die wenigsten von ihnen, wo sich unser Land befindet. In jedem Fall wird es durchwegs immer mit viel Pinke Pinke in Verbindung gebracht .....
Bei manchen Begebenheiten erkennen wir deutlich, weshalb die Dinge hier anders laufen als bei uns in der CH. Z.B. wenn ich um fünf Minuten vor neun in der Bäckerei das frische Brot zum Frühstück holen will und mir der Bäcker in aller Selbstverständlichkeit erklärt, dass es in einer halben Stunde soweit ist ...... worauf er sich gemütlich wieder in die Ecke setzt und seine Zigarette weiterraucht! Das ist auch Griechenland.
Ein Prachtstag folgt dem Nächsten, wolkenlos und die Sonne die lacht. Morgen ist es soweit, wir packen unsere sieben Sachen und ziehn fort – mit unserem ehrenwerten Haus!!
Der Jassnachmittag und Billy’s unerreichte Spinatspätzli zum Znacht bilden den goldenen Schluss unserer gemeinsam verbrachten Wochen. Sei es bei schweisstreibender Arbeit oder beim wohlbekommenden Tranksamen und fröhlicher Stimmung, immer hatten wir Spass zusammen. Ein lehrreicher Abschnitt in unserem Reisenden-Dasein geht damit zu Ende. Von unserer Seite geht ein inniges Dankeschön an die Beiden.