Portugals wilde Atlantikküste

Die Tage in Pedrogao verbringen wir bei variablen Wetterverhältnissen mit langen Strandspaziergängen und Velofährtle. Von strahlendem Sonnenschein bis Niesel- oder heftigem Platzregen ist alles möglich und Nachts kann’s stürmen, dass das Häusle arg durchgerüttelt wird. Ja, da schielen wir auf der Internetwetterseite sogar etwas neidisch in die heimischen Schweizer-Gefilde, wo der goldene Herbst scheinbar frühlingsmässig abgeht (wir gönnen es euch von Herzen!). Die trotzdem angenehmen Temperaturen bis 22° am Tag und des Nachts um die 14° halten uns hier freilich stets bei Laune.

Gemächlich verschieben wir uns immer weiter südlich und die Eindrücke werden umso vielfältiger. Eines kann bisher allumfassend gesagt werden: die Portugiesen und ihr Land sind durch und durch liebenswert, arbeitsam, hilfsbereit und äusserst sympathisch. Dass sie in keinster Weise mit dem Begriff „Drittweltland“ in Verbindung gebracht werden ist ein wichtiges Detail. Ihr Alltagsleben findet im Vergleich zu Griechenland völlig strukturiert statt.

Nur ungern verlassen wir unseren Logenplatz im Fischerdorf Pedrogao und ziehen weiter nach Nazaré auf den Campingplatz. Hier finden sich gar Pilze (Sandröhrlinge) direkt vor der Haustüre, sie geben eine wohlschmeckende Vorspeise ab, Barni sei Dank!! Die etwas skeptischen Nachbarn aus dem Norden Deutschlands haben uns am nächsten Morgen freudig und erleichtert begrüsst .....

Aussergewöhnlich am Ort Nazaré ist u.a. die steile Standseilbahn, die den unteren Stadtteil mit dem oberen, namens Sitio verbindet, ziemlich spektakulär! Die Aussicht von oben spricht für sich (s. Bildergalerie). Für Freude bei den Surfern sorgt auch die hier brechende Welle, die bei entsprechenden Bedingungen eine der größten surfbaren Wellen der Welt ist.

 

Foz do Arelho liegt an der Lagune von Obidos, welche die Grösste von Europa sei. So die Aussage des Stellplatz-Chefs bei unserer Anmeldung am Freitagnachmittag. Ein traumhaft kitschiger Standort, was leider auch zig weitere Wohnmobilisten finden......

Will heissen, dass wir uns am Samstagmorgen mit einem Mal inmitten einer kleinen Womo-Stadt befinden. Ist nicht wirklich unser Ding - doch der Platz in der ersten Reihe, mit direkter Sicht zur Lagune ist es wert.

Prinzipiell staunen wir, wie viele Portugiesen dem Womo-Hobby frönen. Daneben sind es vornehmlich die Franzosen, die Portugal gegenüber Spanien den Vorzug geben.

An Orten wie diesen sind dafür auch freudige Wiedersehen möglich. So treffen wir die süddeutschen Carthago-Nachbarn aus Pedrogao wieder. Vom ausgiebigen Erfahrungsaustausch am Sonntagmorgen profitieren schliesslich beide Seiten.

 

Freude kommt auf, wenn es auf der Radtour von Foz do Arelho nach Caldas da Reinha, entlang der Lagune unerwartet Flamingos zu beobachten gibt. Auch wenn man/frau Anfang November beim Spazieren am Meeresstrand den blossen Füssen eine natürliche Massage verpassen kann, betrachten wir dies als einen ganz besonderen Glücksfall!

 

An der Atlantikküste ca. 80 km nördlich von Lissabon kurz vor der kleinen Stadt Peniche liegt Baleal. Das Surfer Mekka“ schlechthin wie wir unschwer erkennen an den Surfschulen. Spannend zu sehen, sind für die Zuschauer die deutlich unterschiedlichen Levels der Schüler. Massenweise schwarze Punkte sind im Meer zu erkennen. Stehend, liegend, paddelnd wird der Kampf mit den Wellen aufgenommen - aller Anfang ist bekanntlich schwer! Immerhin verdoppelt die kitschige Kulisse bestimmt den Spass am Lernen.

 

Peniche ist geografisch nur beinahe der westlichste (Anziehungs)Punkt Europas, aber mit Sicherheit einer der ganz Speziellen von Portugal. Die zerklüfteten Felsküsten mit ihrer wild donnernden Wellenbrandung löst eine extreme Faszination aus.

Hier finden wir auch unseren bisher exklusivsten Übernachtungsplatz. Er bleibt unvergesslich, in freier Wildnis direkt auf den Klippen, einzig das Geräusch des tosenden Meeres ist am Abend noch zu vernehmen.

 

Ein krasser Gegensatz dazu bildet der kurze Abstecher auf den Campingplatz in Lissabon, zwecks fälligem Waschgang ........! Ein Schnupperbesuch ins Herzstück der imposanten Grossstadt darf dennoch nicht fehlen. Die eigentliche Besichtigung der Stadt ist allerdings für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen.

Allein die einstündige Busfahrt ist die Stippvisite wert! Wir fragen uns, ob die Busschauffeure ihre Prüfung auf der nahe gelegenen Rennstrecke von Estoril ablegen müssen........ Gut durchgeschüttelt über die Kopfsteinpflasterstrassen entsteigen wir dem Gefährt am Praça do Comercio (Platz des Handels).

 

Für Abwechslung sorgt alsdann der defekte Schliessmechanismus der Backofentür. Endlich mal wieder eine Unebenheit im Alltag, es lebe Freitag der 13. !!  Auf dem Campingplatz erhalten wir die Adresse eines Caravan-Händlers, der nur eine Viertelstunde entfernt in Sintra ist. Also nichts wie hin, denn ein Backofen der nicht genutzt werden kann geht bei Rita gar nicht!

Das Glück reist mit uns, denn der zuvorkommende Chef spricht von Englisch über Französisch bis Italienisch, was die Sache für alle ziemlich erleichtert. Nur glaubt er uns nicht auf Anhieb, dass für diese, uns bekannte Reparatur, das ganze Backofenteil ausgebaut werden muss. Erst nach der Zerlegung der Front in ihre Einzelteile ist bei ihm das Aha-Erlebnis angekommen. Mit vereinten Kräften kommen wir nun der Sache näher und bald klafft oberhalb des Kühlschranks eine Lücke. In ca. einer Woche müssten die bestellten Scharnierteile eintreffen. Für’s Erste können wir also mit dem erreichten Teilerfolg der Baustelle zufrieden sein.

 

Bis zum Wiedereinbau begeben wir uns in die Warteposition und kehren zurück an die Küste. Am Cabo Raso bei Cascais bietet sich ein grosser Parkplatz als idealer Ort zum Bleiben an.  Die Schönheit an Kulissen wird immer wieder von neuem übertroffen mit dem Schauspiel der wuchtigen Wellenwalzen, die ihre Urgewalt verdeutlichen. Das ist reinster Seelenbalsam nach dem Stadtgetümmel in und um Lissabon herum.

Sozusagen vor unserem Haus führt der 1.Klass-Meer-Radweg vorbei bis nach Cascais. Da sind wir weitaus nicht die Einzigen die ihn beanspruchen, denn auf der 9 km langen Strecke wird gefittet was das Zeug hält. Gross und Klein, Alt und Jung joggt, spaziert und pedalt im Sonnenschein. Die Fitness hat bei den Portugiesen einen ungeheuer wichtigen Stellenwert.

 

Fortsetzung folgt!

 

Was uns auch bewegt

Bei all unseren Reisefreuden die wir erleben dürfen und den vielen Begegnungen mit fremden Menschen, bleibt selbstverständlich das Weltgeschehen allgegenwärtig. Das unfassbare Drama, das sich am 13.11. in Paris zugetragen und die Welt erschüttert hat, macht uns deshalb genauso betroffen.