Von Bayern bis Maribor / "dober dan" Slovenia

Die Wartezeit für die geplante Reparatur der Gasanlage verbringen wir wie erwartet bei mehrheitlich nassem Wochenendwetter in Altötting und sehen voller Zuversicht dem Mittwoch entgegen. Montag/Dienstag passt es schon besser, so dass wir unsere Radl ausfahren können und Altötting nochmals bei Sonnenschein erleben. Am Mittwoch üben wir uns schliesslich mal wieder richtig im Frühaufstehen, tut nicht weh, muss aber eigentlich nicht mehr täglich sein!!

 

Nach der Fahrzeugübergabe bei Bayern-Camper radeln wir nach Eggenfelden und weiter bis Neumarkt St. Veit. Unterwegs ärgern wir uns zwischendurch erneut über die wirklich dusseligen Radweg-Markierungen. Einmal verhilft uns dieser Umstand allerdings zum freudigen Erlebnis, wo wir auf einem Feld eine kleine Kibitzkolonie beobachten können. Hätten wir nicht nach der Fortsetzung der Route suchen müssen, hätte ich noch immer keinen Kibitz gesehen. Für mich ist dies DIE Premiere, und erst noch aus nächster Nähe. Stimmt eben doch: so wie es ist, ist es meistens recht!

 

Der Endspurt nach Neumarkt St. Veit gleicht fast einer Biketour und ist nicht ganz ohne, bei den hitzigen, ungewohnten Temperaturen. Um so zufriedener geniessen wir am Ziel ein Weizen, bevor wir den Zug zurück nach Eggenfelden nehmen. Zügig geht’s danach voran durch die bekannten Strassen zurück nach Wurmannsquick. Die paar Steigungen fallen dabei nicht so sehr ins Gewicht, wie wir dies bei der Schussfahrt am Morgen noch befürchtet haben.

 

Unser Heimetli steht bereits abholbereit auf dem Areal, nun muss noch der „gemütliche“ Teil an der Kasse erledigt werden! Der Service und das Resultat von Bayern-Camper kann sich sehen lassen, für uns hat sich die 2-wöchige Wartezeit gelohnt. Die verschmutzte Leitung ist entrusst, die Gasanlage fachmännisch befestigt, die nötigen Filter montiert und die Reservefilter mitgeliefert.

 

Glücklich über die wiedergewonnene Freiheit fahren wir Richtung Burghausen, wo wir unseren „Stammplatz“ nochmals beziehen für sicher eine Nacht, vielleicht auch für zwei. So schön, Apero und Nachtessen in freier Natur und in Gesellschaft von sehr netten Holländer-Nachbarn. Am nächsten Morgen um halb acht zeigt das Aussenthermometer bereits 21 Grad und wir frühstücken draussen im Sonnenschein. Heute nehme ich meinen Figaro-Termin definitiv in Angriff, da meine liebe Claudia grad nicht um Ecke ist, Mist! Per Radl geht’s ins Städtle, wo ich im 2. Anlauf die willige Frisöse finde. In Rekordzeit waltet sie geschickt ihres Amtes und ich schwinge mich wieder aufs Rad, um Barni an der Marktlerstrasse zu treffen.

 

Für das nächste Vorhaben braucht’s zuerst eine Weizenstärkung! Es erwartet uns nämlich der gefürchtete Akt vom Kleidertausch: Winter nach hinten und Sommer von hinten nach vorne. Die Platzverhältnisse lassen grüssen, jedenfalls bei mir. Doch nach einigem Kopf schief halten habe auch ich alles unter einen Hut gebracht, sprich verstaut. Abbau ist weiterhin angesagt .......

 

Nun, die erste Übung dieser Art ist auch hier klar die Herausforderung, und die Sauna-Temperaturen im Haus erleichtern das Ganze nicht wirklich. Mein Blick nach draussen zeigt die Nachbarn im Liegestuhl im Schatten und Barni zieht ebenfalls am Schnarch wie ich höre......

 

Die Tagesbilanz fällt angesichts des erledigten Kleidertürks und den sommerlichen Gefühlen rundum positiv aus.

 

Unsere Reise geht endlich, endlich weiter nach Österreich, wo wir in Braunau Halt machen möchten. Die Betonung liegt bei „möchten“, denn zuerst stellt sich das Parkproblem, da hier die Abstellmöglichkeiten für Wohnmobile etwas anders sind als in Deutschland – umdenken ist angesagt. Die Polizei dein Freund und Helfer ist in Österreich aber zur Stelle wenn es nötig ist, rein zufällig. Folgen Sie uns, wir müssen eh dorthin, lautet die Antwort auf Barni’s Frage, nach dem beschilderten Busparkplatz. So werden wir quasi per System „follow me“ zum besagten Parkplatz gelotst. Von dort erreichen wir zu Fuss bequem Braunau’s Altstadt. Hitler’s Geburtsstätte  bietet für uns denn nicht das viel versprochene Highlight, nachdem wir in Bayern in den letzten Wochen unzählige, immer wieder ähnliche Stadtbilder bestaunt und fotografiert haben. Immerhin erstehen wir hier die supergünstige Internet-SIM-Karte.

 

Für den Besuch von Salzburg suchen wir den Campingplatz Nord-Sam auf, der dazu ideal gelegen ist. Die Bushaltestelle befindet sich praktisch vor der Haustüre, Sonnenschein ist im Programm inkludiert!!! Schön wär’s in der Altstadt, wären da nicht bereits so arg viele Touris .....  Wir besuchen den Mozartplatz, Residenzplatz und staunen eins übers andere mal ob den kulturellen Spezialitäten, die diese Stadt zu bieten hat. Daneben stellen wir fest, dass die Bettler in Salzburg ihr „Handwerk ebenso zahlreich wie in Italien “ ausüben, wenn nicht schlimmer.

 

Per Lift besuchen wir sinnigerweise auch den Mönchsberg, immerhin haben wir knapp 20 Jahre an der Mönchbergstrasse verbracht in der CH!! Von hier bietet sich ein wunderschöner Ausblick über die Mozartstadt an der Salzach.

 

Irgendwann landen wir am Mirabellplatz, der an diesem Freitag und Samstag mit Winzerständen zum Festplatz umfunktioniert wird. Dann wird Wein aus einer bestimmten Region ausgeschenkt und an den Festtischen und Stehbars trifft sich High Society und gemeines Fussvolk. Es gilt wohl auch das Motto sehen und gesehen werden, so à la Wetziker-Chilbi!

 

Wie so oft schaffen wir es einmal mehr, mitten in das Geschehen zu platzen. Wir verbringen zwei heitere, unbeschwerte Stunden bei Lachen und Scherzen an einem Tisch, wo wir zuvor kein Bein kannten. Viel zu schmunzeln gibt’s mit Kurt, der sich gerne als Tischunterhalter sieht. Seine charmante Ehefrau, die uns mit ihrer Redensart und ihrem Verhalten etwas an Christiane Hörbiger erinnert, ist auch nicht verlegen um passende Sprüche. Bevor der Zustand für uns zu kritisch wird versabschieden wir uns von der heiteren Gesellschaft und begeben uns zur Bushaltestelle für den Heimweg.

 

Der Bilderbuch-Sonntag ist genau richtig für die Fahrt per Bus zum Lustschloss Hellbrunn. Die Wasserspiele dort gehören beim Salzburgbesuch zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten. Ein wahres Spektakel das sich auf alle Fälle zu sehen lohnt. Bei den vielfältigen Wasservorführungen kommen übrigens die wenigsten Zuschauer ganz trocken davon. Das gesamte Luxusanwesen lässt nur erahnen, was sich bei den Herrenleuten damals abgespielt hat - und das bereits im 17. Jahrhundert.

 

Unseren Durst löschen wir anschliessend im Biergarten vom traditionellen Augustiner Braustübl Mülln. Ein Tipp, den wir gestern von Kurt erhalten haben. Da ist mächtig was los im Schatten unter den Bäumen, es gibt allerhand zu beobachten und das Märzen-Bier schmeckt ausgezeichnet. Es ist das erste Bier, das nach der Braupause hergestellt wird.

 

Nach drei Übernachtungen im Camping Nord-Sam und zwei erlebnisreichen Salzburger Tagen, heisst es für uns heute „auf Wiedersehen Salzburg“. Eine tolle Stadt, die wir jederzeit gerne wieder aufsuchen. Die Fahrt geht ohne Mautstrecken durch das schöne Salzkammergut, vorbei am Fuschel- und Wolfgangsee. Nach Bad Ischgl erreichen wir eine satte Gewitterfront, die sich gar mit Hagel entlädt.

 

Unser zuerst anvisiertes Etappenziel in der Gegend des Attersees lassen wir wieder fallen. Die Neugier treibt uns plötzlich immer mehr an, endlich Klarheit zu bekommen wie es Peter Röck, unserem Kollegen von einst (1988!), mit seiner Würstlbude in Klaus an der Pyhrnbahn geht. Freude herrscht, wir treffen ihn tatsächlich an in seinem Reich, und dass auch er sich freut ist unschwer zu erkennen. Erstaunlicherweise will er nicht so recht glauben, dass wir ihn schon vor 4 Jahren besucht haben. Erst der bildliche Beweis (mit Ton!) auf unserem Laptop kann ihn schliesslich davon überzeugen. Wir verbringen gute zwei Stunden bei ihm und seiner Partnerin Frieda bei plaudern und zwischendurch einem Jägermeister-Spiel! Die Jährchen haben ihre Spuren hinterlassen, im Sinne von vernünftiger geworden – oder wie man es auch immer nennen mag ......

 

Jedenfalls stellen wir gemeinsam fest, dass sich einerseits die Gesprächsthemen verändert haben (hmmm) und anderseits unser Besuchsintervall ab sofort kürzer ausfallen müsste. Mal sehen wann es zum nächsten Wiedersehen kommt.

 

Für die Übernachtung verschieben wir uns zum Camping Obermayr, der nur einen Kilometer entfernt am idyllischen Elisabethsee liegt. Zufrieden ob der geglückten Röck-Begegnung lassen wir den Montag ausklingen.

 

Weniger erfreulich ist nächsten Tags das nasstrübe Wetter, das uns nicht zum Weiterfahren animiert. Stattdessen nutze ich die Gelegenheit und marschiere mit der gefüllten Wäschetasche auf dem idyllischen Pfad am Elisabethsee zur Waschküche. Das waren dann auch gleichzeitig die heutigen Aussenaktivitäten, da sich der Regen durch den ganzen Tag ziemlich stabil hält. Es ergibt sich deshalb keine (trockene) Chance für einen Spaziergang zum Imbiss-Röck. Barni nimmt sich der Ablaufreinigung vom WC-Lavabo an, damit das Wasser wieder anständig abfliesst und ist dabei sehr erfolgreich, wunderbar!

 

Das von gestern bekannte Geräusch klopft noch immer aufs Dach, hört sich beim Erwachen mässig gut an! Es scheint der Dauerregen ausgebrochen zu sein. Trotzdem ziehen wir heute weiter, eventuell bis Graz.

 

Da wir die Autobahn vermeiden wollen gibt es eine ordentliche Kilometerfahrt über den Hohentauern. Wir beschliessen, in Judenburg auf dem Stellplatz beim Erlebnisbad zu übernachten. Der Regen ist übrigens auch heute ständiger Begleiter, bis auf einen ultrakurzen Aussetzer.

 

Endlich angekommen, angemeldet, bezahlt und am Apero! Die Lauch-Champignon-Wähe wird vorbereitet und gart im Ofen. Bei der Kontrolle, ob der Fladen für eine gleichmässige Bräunung mal gedreht werden müsste, wird dem heutigen Tag die Krone aufgesetzt! Die ideale Arbeitshöhe meines Backofens macht’s möglich, dass das Backgut partout fliegen will ..... Im Klartext: keine Ahnung wie, es ging so schnell, ist die Lauch-Champignonfüllung nicht mehr komplett auf dem Blech. Zum Glück ist nur ein kleiner Teil am Boden angekommen, der Rest ist unterwegs an der Kühlschranktür bzw. oberhalb auf dem Rand hängengeblieben! Vor lauter Schreck und heiss, vergesse ich sage und schreibe die bösen Schimpfwörter auszustossen! Das Bild wäre wahrlich ein Foto wert gewesen, dazu reichte die Zeit leider nicht und Barni ist grad mal kurz ausser Haus. Ruckzuck wird gerettet was zu retten ist und zurück aufs Blech bzw. in den Ofen. Welche Seite bräuner wird ist mir mittlerweile wurst! Just fertig mit aufräumen ist auch Barni zurück und meint, da hätte er wohl das Highlight des Tages verpasst .....

 

Kurz und gut, der Gemüsefladen ist inkl. Flug-Versuch dennoch geniessbar. Was an einem Tag alles so möglich ist beim Zigeunern, gute Nacht!

 

Nach dem Frühstück nehmen wir Kurs auf Graz - ohne Mautstrassen, dafür lernen wir den Gaberlpass kennen. Bei der hügeligen Landschaft würde man sich fast in der Schweiz wähnen und teilweise drängt sich gar die Sonne vor. Auf gemütlichen Wegen erreichen wir im frühen Nachmittag den Campingplatz Central in Graz. Rätseln, skizzieren und die Nachbarn studieren, ach ist das Leben anstrengend!!

 

Das vertraute Geräusch auf das Dach am Morgen gibt uns zu verstehen, dass keine Hetze angesagt ist für den Gang in die Stadt! Der Platzwart hat sich wohl mächtig geirrt, als er uns beim Einchecken versicherte, es gäbe diese Woche keinen Regen mehr! Ziemlich genau um die Mittagszeit machen wir uns schliesslich auf den Weg zur Bushaltestelle und unterdessen hat sich auch der Himmel gelichtet. Graz ist eine absolut liebliche Stadt, die uns begeistert. Vor Jahren haben wir es wie es scheint nur zum Uhrturm auf den Schlossberg geschafft. Innenhöfe, traditionsreiche bemalte Häuser, Gassen, Plätze zum Flanieren und Verweilen, man muss es einfach erleben und - wir freuen uns am Wetterglück.

 

Eine aussergewöhnliche Regelung bei diesem Campingplatz ist die Abreisezeit bis 21.00 Uhr. Uns gefällt sie denn so können wir angenehm noch den Markt am Kaiser-Josefplatz besuchen und einkaufen. Von der Endstation Jakominiplatz ist es nicht weit, wo der riesige Markt täglich bis 13.00 Uhr stattfindet. Vom pächtigen Spargel, Fisch, Erdbeeren, Eier, Salate und Gemüse bis zum schmackhaften steirischen Kürbiskernöl ist das Angebot immens.

 

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel, nach Maribor in Slowenien. Nach etwa 60 Kilometern erreichen wir bereits die Grenze, wobei wir kurz davor in Ladscha an der Mur noch einen Diesel-Tankhalt einschalten. Österreich ist diesbezüglich extrem attraktiv mit den Preisen und was uns in Slowenien erwartet wissen wir nicht. Mit dem Passieren des Zolls erleben wir den Strassenzustands-Schock und meinen fast in Sizilien angekommen zu sein, eine Katastrophe! Auf der Autobahn wäre dies vermutlich anders, doch auch in Slowenien werden die Wohnmobilisten mit Gesamtgewicht >3,5t ziemlich zur Kasse gebeten, die genauen Tarife kennen wir allerdings noch nicht. Unser Freund ist aber vor allem die Zeit und so sind wir nicht wirklich auf die schnellen Autobahnen angewiesen. Immerhin haben wir Österreich auch ohne die nötige GO-Box durchquert, die es in unserem Fall für die Mautstrassen braucht.

 

In Maribor finden wir den hübschen Campingplatz Kekec, der liebevoll, mit Herzblut gepflegt wird, er könnte ebenso gut in Österreich sein.

 

Wir freuen uns darauf, in der nächsten Sequenz von Maribor und Slowenien zu berichten. Adio und bis dann.