Von Frankreich über Andorra La Vieille nach Burgos

Langsam aber sicher werden wir Frankreich hinter uns lassen. Bevor wir jedoch die spanische Grenze passieren, wollen wir in Carcassone am Canal du Midi noch alte Erinnerungen aufleben lassen. Dort wo für uns vor mehr als 20 Jahren der Wendepunkt unserer 2-wöchigen Hausbootferien war. Auch beim zweiten Mal empfinden wir den historischen Ort und gleichzeitiges Weltkulturerbe als überaus attraktiv.

Auf der sehenswerten Strasse fahren wir weiter nach Albi und Lautrec bis nach Estavar. Unter anderem führt uns die Strecke durch die abenteuerliche Schlucht Gorge de St. Georges. Dass die Schlucht des Tarn noch getoppt werden könnte, hätten wir nicht wirklich geglaubt, ist aber so! Schier endlos fahren wir hinter zwei LKW’s her und nähern uns in sehr gemächlichem Tempo der Passhöhe. Dank Tom Tom erleben wir noch einige Schreckminuten durch das überaus hm, sehr enge Bergdorf Querigut! Eine Schlaufe, die absolut nicht nötig gewesen wäre, es lebe das Navigerät (für Wohnmobile!), das dich allzeit sicher ans Ziel führt!! Egal, die Fahrt durch die herbstlich farbigen Pyrenäen wird uns in jedem Fall in guter Erinnerung bleiben. Wir erreichen schliesslich den angepeilten Campingplatz in Estavar, der sich auf gut 1200 m.ü.M befindet, was auch temperaturmässig entsprechend spürbar ist.

 

Das noch französische Estavar liegt unweit der spanischen Grenze und nur ein Steinwurf daneben befindet sich die nachbarliche, spanische Enklave LLivia. Den kleinen Touristenort erreichen wir anderntags in einem lockeren Fussmarsch und können uns davon überzeugen, dass sich zum jetzigen Zeitpunkt nur noch wenige Touristen hierher verirren. Anders wird es aussehen, wenn hier in einigen Wochen der Schnee liegt. Dann werden wahrscheinlich die Fensterläden der zahlreichen Ferienwohnungen mehrheitlich geöffnet sein. Beim Bestellen von „dos copa vin blanco“ verschaffen wir uns einen ersten Eindruck vom spanischen Feeling, das uns in Kürze erwartet.

Auf dem Weg nach Spanien machen wir die kleine Schlaufe ins kleine Land Andorra. Ausser dem zollfreien Einkauf gibt es im Städtchen Andorra la Vieille allerdings nicht viel Lohnenswertes zu sehen. Das Wetter ist uns ebenfalls nicht übertrieben wohlgesinnt, so dass wir uns alsbald auf die Weiterfahrt machen.

 

Auf dem Campingplatz in Solsona in Katalonien ist unser nächster Stopp, denn wieder einmal bestimmt der Wäschetag unseren Reiserythmus!! Nach getaner Arbeit reicht die Zeit auch noch für einen Veloausflug ins Städtli.

Hossa Zaragoza, das ein Ausspruch, der mir von Barni seit Jahren bekannt ist! Zeit also, dass wir Zaragoza endlich kennenlernen. Auf dem Weg dorthin sind wir einerseits beeindruckt von der Sierra ähnlichen Gegend, die uns eher mexikanisch anmutet. So ähnliche Bilder tauchen beim Song ‚Sierra Madre del Sur’ vor meinem geistigen Auge auf!

Irgendwann entdecken wir am Straßenrand den uns vertrauten Muschelwegweiser des Camino de Santiago. Zu Fuss auf dem Jakobsweg durch diese öde Landschaft? na ja, schöne Grüsse an die Motivation!

Zudem scheint es eine Hauptachse für die LKW’s zu sein. Sooo viele Brummi’s im Konvoi wie hier, haben wir noch nie auf Achse gesehen. Wie es scheint, ist es auch der einzige Weg zur Verschiebung der Warengüter.

Gute fünf Kilometer ist der Stellplatz von der Stadt Zaragoza entfernt, so dass optimal für unsere Fahrrad-Bewegung gesorgt ist. Das Schönste am Ganzen bleiben jedoch die wiedergefundenen, warmen Temperaturen, na also: Hossa Zaragoza!

Das Radeln in dieser Stadt macht beinahe dem holländischen Radfahrerlebnis Konkurrenz. Herrenmässige Radwege führen mitten durch das Stadttreiben und lassen Freude aufkommen. Kurz vor der Altstadt an der Hauptstraße binden wir unsere Stahlesel fest, wo sie bis wir wieder kommen, in bester Gesellschaft spanischer Fahrräder sind. Auf dem wohl bedeutendsten Plaza Pilar, im Herzen der Altstadt pulsiert das Leben und erinnert an den Markusplatz in Venedig. Die riesige Basilika ist gar eine Nummer zu groß, um sie in den Fotoapparat zu packen.

 

Von Zaragoza ins Riojagebiet setzt sich die dürre, teils felsige Landschaft fort und es breiten sich Bilder wie aus der Wüste Nevadas vor uns aus. Plötzlich überholt uns ein kleines Firma Fahrzeug und der Fahrer gibt uns zu verstehen, dass bei uns etwas nicht i.O. ist! Bei nächstbester Gelegenheit halten wir an und siehe da, die Klappe der „Vorratskammer“ steht offen. Das erklärt uns auch den dumpfen Ton, den wir vor kurzer Zeit nicht genau zuordnen konnten. Anscheinend hat der Verschluss trotz der Schlüsselumdrehung nicht korrekt eingerastet .... Uff, das ist ja nochmal gut gegangen, dank dem wertvollen Hinweis! Andernfalls hätte der Verlust ziemlich ärgerlich ausgehen und in Scherben enden können!

 

Auf der kurvenreichen Ruta de Vino verwandelt sich unser Ausblick mit einem mal in grüne Rebenflächen, die sich mit Olivenbäumen abwechseln. Im Grunde genommen wäre alles wunderbar, wäre da nicht die hartnäckige, immer wiederkehrende Mitteilung im Display, dass die Bremsbeläge kontrolliert werden müssen! Einstweilen treffen wir zuerst an unserem geplanten Ziel ein, dem Stellplatz in Arnedillo. Dieser befindet sich nach steiler Anfahrt oberhalb des Dorfes und bietet einen einmaligen Rundblick. Schon bald können wir die kreisenden Riesenvögel in luftiger Höhe beobachten. Keine Bartgeier oder Steinadler wie wir vermuten, nein es sind Gänsegeier, von deren Existenz wir bisher noch keine Kenntnis hatten. Spannend ist es, sie mit dem Feldstecher bis zu ihren bevorzugten Sitzpositionen an den Felswänden zu verfolgen.

Ungefähr eine Vierstelstunde vom Dorf entfernt gibt es auch einen Beobachtungsposten, der gegenüber des von den Gänsegeiern bevorzugten Felsgebietes liegt. Von hier hat man wunderbar die Möglichkeit, im Beisein einer fachkundigen Person die Riesenvögel mit dem Fernrohr zu beobachten. Höchst interessant, denn die Leute dort wissen exakt wo die Tiere ihre Sitze haben und können das Fernrohr gezielt dorthin richten. Schade nur dass kein Englisch gesprochen wird, und für uns somit keine Fragestellung möglich ist.

Ein spanischer Nachbar gibt uns zu verstehen, dass es im Ort ein natürliches, kostenloses Thermalbad in freier Natur gibt. Ganz so idyllisch wie die Thermopilen in Griechenland finden wir zwar die heisswarme Badegelegenheit in Arnedillo nicht vor. Doch ein Genuss ist es allemal, in den unterschiedlich warmen Becken zu sitzen und dabei den Gänsegeiern am blauen Himmel zuzusehen. Ihr Zuhause ist hier, im Biosphären-Naturreservat und sie gehören, genauso wie die Thermalquelle zum Ort an der Weinstrasse. Für die meisten Besucher sind dies wahrscheinlich die beiden Hauptgründe für ihren Aufenthalt in Arnedillo. Nur uns, hat allein der glückliche Zufall hergeführt!

 

Zwischendurch haben wir telefonisch in Erfahrung gebracht, dass die Bremsbelag-Kontrolle noch nicht alarmierend ist und problemlos noch 500 Km gefahren werden können. Das passt locker, denn die nächste IVECO-Vertretung befindet sich in Logrono.

Bei unserer Fahrt durch das nördliche Spanien wundern wir uns immer wieder über die Höhenlage, auf der wir uns befinden. Das Auge nimmt die braune, dürre oder herbstlich gefärbte, flache Landschaft wahr und der Blick auf den Höhenmeter belehrt uns mit seiner Anzeige eines Besseren. Die weiten Ebenen täuschen kolossal, denn vielfach befinden wir uns auf ca. Bachtelhöhe, plus/minus 1000 m.ü.M.

 

Hontoria del Pinar, der Ort im Naturpark Leonardo de Yagüe liegt mit seinem Stellplatz am Rio Lobos und zieht mit der Canyon-Landschaft zahlreiche Besucher an.

Auch wir unternehmen unseren Sonntagsmarsch über rund drei Stunden durch die spezielle Waldlandschaft. Trotz des regnerischen, trüben Wetters büsst sie nichts von ihrer Attraktivität ein.  Leider sind sämtliche Informationen auf den Infotafeln ausschliesslich in Spanisch aufgeführt! Schade, dass nicht wenigstens die englische Sprache miteinbezogen wird.

 

Anderntags machen wir uns auf nach Logrono in die IVECO-Werkstatt! Angenehm überrascht staunen wir, wie rasch, unkompliziert und kompetent man sich im vorbildlich organisierten Garagebetrieb um unser Anliegen kümmert. Die Verständigung ist nur beschränkt ein Hemmschuh, und wie es scheint hat unsere Angelegenheit oberste Priorität. Jeder der etwas beitragen kann tut es und bald einmal ist klar, dass die hinteren Bremsbeläge zu ersetzen sind. Nach insgesamt drei Stunden ist die Reparatur erfolgreich über die Bühne und wir können frohgemut weiterfahren und - vor allen Dingen bremsen!

In Burgos installieren wir uns auf dem Campingplatz, um die Jakobspilgerstadt mit ihrer weltberühmten Kathedrale zu besichtigen. Dieser Besuch deckt sich dann leider nicht ganz mit unseren Erwartungen, die wir aufgrund der gehörten Schilderungen hatten. Der äusserlich imposante Bau gleicht von innen mehr einer enormen Kunstausstellung von verschiedenen Kapellen. Die (unsere) Augen sind mit dem Wahrnehmen der extrem vielfältigen Kunst schlicht überfordert.

Für uns haben sich jedenfalls die Vorstellungen von Burgos nicht wirklich erfüllt.

 

Herzliche Grüsse und bis nächstes Mal, vermutlich aus Portugal ;-))