Weiter zieht's die Schwalben!

Unser Alltag auf dem Campingplatz in Drepano ist so ziemlich eingependelt. Einzig das faule Thermometer, das phasenweise nicht über die 10° Marke hinausklettern mag ist nicht so toll. An jenen Tagen verhilft uns der CH-Wetterbericht zum nötigen Trost ......!

 

Ab und an wird auch ganz natürlich dafür gesorgt, dass das Wohlgefühl nicht zur Gewohnheit wird! Wie aus dem Nichts ist Barni von Rückenschmerzen geplagt sei es im Stehen, Liegen oder Sitzen und das Socken anziehen erweist sich als veritable Knacknuss. Ein Tag reiht sich so an den andern und Überlegungen für einen Flug in die CH werden schon konkreter. Was der Auslöser für das körperliche Ungleichgewicht war ist nicht bekannt, und welcher von allen Versuchen letzten Endes zögerlich für Entwarnung gesorgt hat wissen wir genauso wenig. Ist auch nicht wichtig, Hauptsache, immer die positiven Gedanken mitwirken lassen.

 

Viel Spektakuläres ereignet sich mit dem „festen Wohnsitz“ nicht wirklich! Die Umgebung gehen wir täglich aktiv an ob’s stürmt oder schifft.  Je nach dem kommt die Fussvariante oder das Fahrrad zum Einsatz. Im Dorf gehören wir zum Dorf Bild und unsere Supermarkt-Inhaberin freut sich speziell wenn sie uns (insbesondere Barni) begrüssen kann! Am Fastnachtsmontag (den gibt’s auch in Griechenland!) kredenzt sie ihm einen kleinen Becher Rotwein was zur Folge hat, dass wir eine Flasche ihres familieneigenen Weines kaufen! Ja, sie ist eine tüchtige Geschäftsfrau die weiss worauf es ankommt, und sie macht es gut – für sich und für die Kunden. In ihrem fastnächtlichen Übermut will sie mit Barni zwischen den Gestellen einen griechischen Tanz wagen – funktioniert leider nicht!! Das hätte einen grösseren Becher vorausgesetzt ...... 

Im Womo-Dasein ergeben sich durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Gleichgesinnten mitunter auch neue Ideen oder Ziele. So schwärmt uns das Österreicher-Ehepaar in den höchsten Tönen von den natürlichen Thermalquellen, den Thermopilen bei Lamia. In freier Natur sei dort das absolute Wellnesserlebnis möglich - frei von Gebühren! Damit zeichnet sich für uns die nördliche Richtung bereits ab. Ist ja ein wahrer Segen diese Botschaft, unsere Muskeln, Gelenke und Rücken werden dabei schon ungeduldig!!

Zum einen freuen wir uns aufs Weiterziehen - zum anderen fühlten wir uns hier äußerst wohl während der etwas unbeständigen, stürmischen Wetterperiode. Und es kam zu interessanten Bekanntschaften mit Menschen, die wiederum glatt als Dauernachbarn vorstellbar wären. So erleben wir denn auch unsere Verabschiedungsrunde mit bunt gemischten Gefühlen. Z.B. gibt es die liebenswerte Stuttgarterin die uns bittet, in der Kathedrale von Santiago di Compostella eine Kerze für ihren kranken Mann anzuzünden. Dies für den Fall, dass wir das Ziel des Jakobswegs wahrhaftig erreichen im nächsten Sommer. Mit ihr haben wir etliche spannende Unterhaltungen geführt bis hin zum Philosophieren. Die Österreicher versichern, dass sie in den nächsten Tagen nochmals zu den Thermopilen fahren wollen, ein Wiedersehen dort ist demnach beinahe gewiss.

Im Umgang mit ein bisschen Herzschmerz beim Verlassen von vertrauten Orten bekommen wir langsam Übung, aber bitteschön das gehört dazu!! Tschüss Drepano-Strand, tschüss Zuckerhut – wer weiss ob wir euch wiedersehen......

Bevor wir die Richtung Norden einschlagen holen wir zuerst weiter im Süden Anlauf. Es ist ein Muss, die bilderbuchmässige Bucht von Fokianou bei Leonidio aufzusuchen, wo wir einst mit unseren Freunden mit den VW-Bussen gestanden sind. Ob wir mit dem grösseren Vehikel eine Chance haben wollen wir jetzt in Erfahrung bringen, sind wir doch lediglich 95 km entfernt. Das Hurra-Erlebnis trifft ein, nur das unfreundliche, windige Wetter macht keine Stimmung. Den Ort empfinden wir wie letztmals vor 10 Jahren noch genauso als Seelenbalsam, hier ticken keine Uhren und alles ist relativ! Verändert hat sich allein die Zufahrt, was uns heute natürlich entgegenkommt. Denn wo wir vor Jahren noch Slalom auf der Naturstrasse fahren mussten, ist sie inzwischen asphaltiert.  Tja, wie es dafür im Sommer hier aussieht stimmt wohl kaum mehr mit unseren gespeicherten Bildern überein!

Nach dem Aufleben alter Erinnerungen und einem Rundgang zum Fischerhafen verlassen wir den idyllischen Platz wieder. Leider schaut der Wetterbericht recht übel und stürmisch aus und der Weg zurück führt über die Berge. Ausserdem wollen wir das schlechte Wetter morgen für den Transfer zu den Thermalquellen nutzen.

Die Fahrt zurück bis zum Hafen in Plaka bietet uns noch einen Leckerbissen der Extraklasse: ein Regenbogen wie wir ihn kaum je erlebt haben, erstreckt sich über den Berg ob Leonidio – einfach traumhaft!

Am nächsten Tag: Regen, Regen, Regen von Plaka bis Lamia ist er DER Begleiter schlechthin! Wahnsinn, was wir sehen an übertretenden Bächlein, die sich bilden aus Überläufen von schlecht konzipierten Strassenbauten. Die Folge daraus sind überflutete Strassen, Wiesen und Äcker die wahrhaftig zu Seen werden. Insgesamt besteht das Fazit der gefahrenen 380 km aus teuren Gebühren für die kurzen 80 Autobahn-Km sowie den größtenteils miserablen Strassenzuständen à la Albanien. Ja, der Abschnitt von Maranda bis Thiva und bis Lamia ist die Katastrophe und wohl kaum zu toppen! Kurz vor 18.00 Uhr stehen wir schliesslich auf dem Parkplatz bei den Thermopilen und der faule Eiergeschmack setzt sich schon langsam fest in unserem Haus.

Noch vor dem Frühstück wollen wir es wissen! Eigentlich finde ich fast keine Worte für das Gefühl das uns beseelt, sitzend im warmen bis heissen Natur-Jacuzzi. Von gespenstisch schleichenden Dampfschwaden umgeben, massiert vom sprudelnden Schwefelwasser - das ist Genuss pur. Und das Allerbeste: morgens um 08.00 Uhr haben wir das alleinige Vergnügen im dampfenden Paradies. Wir schätzen uns glücklich für dieses einzigartige Gratisgeschenk, es zählt definitiv als DAS Highlight unseres Griechenlandaufenthaltes. Auf den „Morgensport“ folgt alsbald das verdiente Frühstück.

Dieses Morgenritual werden wir in den kommenden Tagen beibehalten, denn die Premiere war spitzen Klasse. Gelenke, Muskeln und Rücken jubeln!

 

Bis bald wieder im März  ......