Vom Nordosten Deutschlands zurück an den Bodensee

Die zwei Wochen in Schwedt waren Erholung pur inmitten viel Natur! Nun geht unsere Reise weiter, die uns auf Empfehlung eines Nachbarn zu den Schiffshebewerken auf südwestlichem Weg nach Niederfinow führt. Dieser Tipp war wirklich sehr heiss, schade wenn wir ihn nicht befolgt hätten.

Die 76 Jahre sieht man dem Industriedenkmal wahrhaftig nicht an. Das ‚Alte Schiffshebewerk Niederfinow’ ist bis heute ein historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst. Seine Arbeitsleistung ist nach wie vor beeindruckend: Jährlich überwinden mit seiner Hilfe ca. 20'000 Wasserfahrzeuge den 36 Meter hohen Geländesprung im Oder-Havel-Kanal.

Vergleichbar mit dem Schleusensystem fahren die Schiffe hinein, befinden sich jedoch in einem wassergefüllten Trog, der bereits ohne seine Schiffsfracht 4.290 t wiegt. In nur 5 Min. werden mit der Gesamtladung die 36 m Hubhöhe überwunden, vom Havel- zum Oderkanal oder umgekehrt. Ein faszinierendes Schauspiel für den Besucher. Die Havel-Oder-Wasserstraße verbindet Berlin mit Stettin (Polen) und der Ostsee und ist damit von großer Bedeutung für die Motorgüterschiffe. Diese werden immer breiter und länger, was für das historische Schiffshebewerk zusehends zum Problem wird. Darin liegt auch der Grund, dass 2009 der Grundstein für das neue Schiffshebewerk gelegt wurde. Sowohl die Arbeitsweise wie auch das Sicherheitskonzept für das neu entstehende Werk werden beibehalten, da sie bis heute als mustergültig befunden werden. Wahrlich eine starke Leistung von damals!

Der Halt im eigentlich hübschen Städtchen Oranienburg hinterlässt bei uns dennoch einen beklemmenden Eindruck, denn hier befindet sich das ehemalige KZ Sachsenhausen. Zwecks geschichtlicher Aufarbeitung bewegen wir uns durch das einstige KZ-Gelände und das Kommandogebäude. Unzählige Zeitdokumente und Fotos berichten von den damaligen Geschehnissen. Unvorstellbar, was sich hier abgespielt hat! Mit uns sehen sich noch viele andere ausländische Touristen diesen Ort des Grauens an, darunter auch etliche Schulklassen. Für sie gehört das Verarbeiten der furchtbaren Geschichte zum Schulstoff, ein tragisches Kapitel für die Jugendlichen. Entsprechend dem Thema hat sich übrigens auch das Wetter angepasst: sonnenlos, trist und kühl .....

Wir wenden uns lieber wieder den erfreulicheren Dingen zu. Werder als Inselstädtchen ist mit seinem Stellplatz ideal gelegen um mit den ÖV nach Potsdam zu gelangen. Um uns über die Zugverbindungen schlau zu machen, tätigen wir einen halbstündigen Fussmarsch zum Bahnhof. Nachdem wir das Fahrplanwissen haben, entscheiden wir für den Rückweg den Bus zu nehmen. Die Fahrt fällt schliesslich länger als gewollt aus. Barni hat im Kurdistan-Bistro seine Jacke liegenlassen ....  Somit lernen wir die gesamte, nicht enden wollende Rundkursstrecke der City-Buslinie B kennen!! Einziger Vorteil der längeren Fahrt: wir sitzen beim unerwartet einsetzenden Gewitterplatzregen hübsch im Trockenen. Umso erfreulicher ist es, dass der Bistro-Inhaber die Jacke zur Seite gelegt hat. Er begrüßt Barni lachend: hat der „junge Mann“ etwas vergessen?? Zum Glück ist unser größtes Gut die Zeit – zugegeben, sie kann auch sinnvoller genutzt werden ....

In Potsdam sehen wir uns den Filmpark Babelsberg an. Vor Jahren haben hier bereits Lilli Marlen und andere Größen vor der Kamera gestanden. Wir lassen uns beeindrucken von den Tricks, mit denen wir fast täglich hinters Licht geführt werden wenn wir Fern sehen...  Eigentlich ist es wie im richtigen Leben oder im Kindesalter: ein bisschen naiv und ahnungslos - dann ist es am Schönsten!

Das Kontrastprogramm dazu bieten die Schlösser im Park Sanssouci ebenfalls in Potsdam. Das „Neue Palais von Sanssouci“ ist das Repräsentationsschloss, das der preussische König Friedrich der Grosse eigens für die Empfänge der Gäste und die damit verbundenen Festivitäten erbauen liess. Die wortgewandte und versierte Führerin berichtet höchst unterhaltsam und geleitet uns von einem prunkvollen Raum zu noch prunkvolleren Festsälen und Galerien. Man hält es nicht für möglich, wie im 18. Jahrhundert geprotzt wurde. Die herausragenden Zeugnisse des friderizianischen Rokoko haben ohne jeden Zweifel nicht nur die damaligen Besucher beeindruckt. Man ist schlichtweg erschlagen ob soviel Prunk und Kunst. Die Parkplatzgebühr war danach genau so königlich und beeindruckend mit 10 EUR Pauschalgebühr für 4 Std.!!

Wenn schon in Potsdam, dann darf ein Treffen mit Ingeborg und Ernst (ein Kollege aus Barni’s Malwoche 2011) in Berlin nicht fehlen. Genau wie letztes Jahr bei unserem Besuch werden wir ebenso königlich verwöhnt, nicht nur in kulinarischer Hinsicht. Die Beiden scheuten keine Mühe, die Nachbarn in ihrer Strasse zu mobilisieren und mit insgesamt drei Autos für uns einen Parkplatz zu reservieren.

Es hätte ein Superfoto abgegeben, unser Haus in der nicht allzu breiten Quartierstrasse, im Sandwich von geparkten PW’s der Anwohner!! Leider kann ich das Bild nicht bieten, obwohl ich es gerne in der Sammlung hätte ......

Ich ärgere mich übrigens auf der Weiterfahrt noch bis nach Leipzig, dass ich es versäumt habe, dieses Foto zu schiessen!


Die Temperaturen verändern sich mit jedem Tag mehr in die herbstliche Richtung. Ein untrügliches Zeichen für uns Zugvögel, einen Gang zuzulegen und uns gegen Süden auszurichten.

Im bayrischen Straubing angekommen fühlen wir uns gar schon wieder heimisch. Das attraktive Mittelalter-Städtchen ist uns auch eine Stadtführung wert die sich durchaus lohnt. Bei einer Einkehr fasziniert mich unter anderem auch einer der weisen Sprüche im traditionellen Wirtshaus „Zum Geiss“: Wenn das die Lösung ist, dann möchte ich mein Problem wieder zurück...... Gefällt mir, denn er passt bestimmt bei jedermann(frau) irgendwann!!

 

Über Ruhmannsfelden im bayrischen Wald geht es zügig nach Lindau und in Richtung Schweiz. Mit einem „Touch and go“ Aufenthalt werden wir uns von unseren Lieben verabschieden, bevor wir den Weg zum Winterdomizil unter die Räder nehmen. Wir freuen uns auf Portugal und seine Überraschungen.

 

Bis bald aus dem Süden!