Das war er - unser griechische Winter

Mit dem Schwärmen von den heissen Quellen der Thermopilen habe ich den Februarbericht beendet und so könnte ich im März weiterfahren! Ja die Tage hier sind von erholsam bis spannend, denn ausser uns als Dauergästen gibt es noch das Deutsche Ehepaar mit ihrem Apollo-Oldie-Wohnmobil. Sie sind seit 16 Jahren unterwegs und strahlen echte Zufriedenheit aus. Ihre Erfahrungsgeschichten erzählen sie begeistert und nicht ohne Stolz. Und das ganz gemütlich beim „Wellnessen“ unter freiem Himmel im warmen Schwefelwasser. Tja, da sind wir schon eher noch Greenhörner, haben dafür noch vieeeeeeeeel Reise- und Erlebniszeit vor uns!!

Die andere Art von unterwegs sein praktiziert das junge Paar aus Deutschland. Sie fahren mit Fahrrad und Anhänger bei den Thermopilen ein - bei Berlin sind sie letzten Oktober gestartet! In den beiden Anhängern transportieren sie ihre drei Hunde, die wenn es „oppsi“ geht vorgespannt werden! Bei schönem Wetter ist das alles ja noch einigermassen vorstellbar. Doch bei gegenteiligen Verhältnissen (Regen, kühl und so....) ist der Spass wohl kaum Hauptakteur beim Tagesprogramm oder bei Ankunft am Etappenziel! Zelt aufstellen, kochen und Hunde verköstigen – alle 8-ung, wir ziehen den Hut vor Eva und Viktor (www.adventurebybicycle.de).

Nach den Thermopilen und ihrer Umgebung sind wir bereit für’s Weiterziehen. Genau nach Delphi, in der anderthalbstündigen Fahrt vorbei an Amfissa über die gut ausgebaute Passstrasse. Zu Recht ist sie als sehenswerte Strecke in der Landkarte mit grün markiert. Teilweise erfreuen wir uns an einem Berglandschaftsbild wie es auch in der Schweiz sein könnte. Zusätzlich rückt der prächtige Sonnenschein alles ins richtige Licht. Zuerst einmal sind wir erstaunt, dass Delphi als Bergdorf auf 700 m liegt. Der Camping Apollon ist ganzjährig geöffnet bei unserer Ankunft jedoch menschenleer, denn die Rezeption ist momentan geschlosssen. Barni weist mich ein auf einen der Stellplätze mit schönster Sicht hinunter auf die Stadt Itea an der Meeresbucht. Die Aussicht beim Eindunkeln auf die Ebene ist zauberhaft und Barni gelingt es, diese Stimmung auf einem Spitzenfoto einzufangen. Mit den Fahrrädern suchen wir die weltbekannte Ausgrabungsstätte auf, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Wie meistens beschäftigt uns am Meisten die Frage: wie haben SIE das alles geschafft zu erbauen, 300-500 Jahre v. Chr. ? Mit dieser Vorstellung sind wir absolut überfordert, und können nur staunen.

Nach Möglichkeit richten wir unser Zuhause immer dort ein wo der meiste Sonnenschein anzutreffen ist. Die Langzeitwetterprognose verheisst uns in den nächsten Tagen leider nicht sehr Gutes. So langsam befassen wir uns deshalb damit, nach Italien zu übersetzen wo die Aussichten vielversprechender sind.

Auf der gemäss Landkarte „sehenswerten“ grün eingezeichneten Strasse fahren wir von Delphi zu den Stauseen nach Lidoriki mit Kurs auf Patras. Lidoriki, das wir nach der Karte als grösseren Ort erwartet hätten, zeigt sich uns als bescheidenes kleines Bergdorf. Viel ist nicht los, ausser für die Bewohner, wenn wir als Exoten hier aufkreuzen! Seit gut 4 Monaten Griechenland-Aufenthalt trinken wir unseren ersten Griechenkaffee. Der Grund dazu liefert der Strom, der zur Zeit im ganzen Ort wegen Arbeiten nicht verfügbar ist. Die Folge davon: KEIN Kaffeemaschinen-Betrieb. Die griechische Alternative ist denn tatsächlich für alle Zeiten unser letzter Versuch gewesen!! Für Nichtkenner: beim Griechenkaffee gilt es, den richtigen Moment mit Aufhören zu erwischen damit man in der Hälfte der Tasse nicht in den Kaffeesatz beisst......

Kurz nach Lidoriki fallen uns bei einem Haus die vielen runden Dinger im Netz auf, die unter dem Dach aufgehängt sind. Wir halten an und werden spontan in die Feta-Käserei hereingebeten. Stolz zeigt uns der Käsermeister seine Handarbeiten, und bei den runden Dingern handelt es sich um Ricotta-Laibe die am Trocknen sind.

Die unbeständigen, und immer wieder nassen Tage vereinfachen uns den Abschied von Griechenland. An jenem veritablen „Schiffi-Freitag“ waren wir soweit, dass wir bei freiem Platz per sofort die Abend-Fähre gebucht hätten. Das klappt leider nicht wie die liebenswürdige junge Dame am Minoan-Lines Schalter in Patras bedauert. Durch die heftigen Stürme in den vorangegangenen Tagen konnte die Fähre in Italien nicht auslaufen. So buchen wir die Überfahrt nach Triest für Montagabend und setzen auf die versprochenen Sonnenstrahlen fürs Wochenende. In Glifa auf dem Campingplatz lassen wir unseren griechischen Winter mit Meersicht und Ausblick hinüber nach Zakynthos ausklingen. Wenn auch nicht Strahlewetter, so reicht es immerhin für ein Velotürli, das nur knapp trocken ausgefallen ist.

Auf der Fahrt zum Hafen nach Patras setzt sich das Sonnenwetter erfreulicherweise je länger je mehr durch. Mit einem typisch griechischen Mittagessen in einer hübschen Taverne unterwegs am Meer, schliessen wir das Kapitel Griechenland erfolgreich ab. Mit der Bilanz sind wir mehr als zufrieden, schön war’s mit allem was dazugehört. Wie beispielsweise das ungeheuerliche Chaos am Hafen beim Einschiffen zeigt. Glücklicherweise verfügen wir bereits über einige Erfahrung zum Thema, dadurch ist ein amüsiertes Beobachten und selbständiges Handeln möglich.

Die Überfahrt nach Triest mit Halt in Igoumenitsa und Ancona verläuft ruhig und ohne stürmische Nebenwirklungen, doch sie erscheint uns ungewöhnlich lang (Montag 19.00h bis Dienstag 00.30h). Ach wie schön sich das ansieht, wenn die geschriebenen Buchstaben auf Anhieb gelesen werden können und Unterhaltungen mit Menschen wieder problemlos möglich sind.

Auf unserer Liste steht die Lagunenstadt Grado, für die letztes Jahr auf dem Rückweg von Slowenien die Zeit leider nicht gereicht hat. Dieser Ort ist nun wirklich ein Seitensprung mehr als wert, wenn man von Triest in nördliche Richtung fährt. Sie gehört zur Region Friaul-Julisch Venetien und liegt an der Nordküste der Adria.

Für die Entdeckungstour ins Städtchen benutzen wir den Bus, der jede Halbestunde vom Stellplatz ins Zentrum fährt. Billette sind erst in der Stadt erhältlich und der Chauffeur hat kein Problem damit uns ohne gültigen Fahrschein mitzunehmen (bella Italia!). Noch befinden sich manche Geschäfte und Restaurants im Dornröschenschlaf oder es wird renoviert, repariert und umgebaut. Im alten Städtchen stellen wir uns an die Stehtische bei den Einheimischen und geniessen es, mit ihnen sprechen zu können. Das war während 4 Monaten nur ausnahmsweise möglich. Von ihnen erfahren wir, dass Ostern der Auftakt für das Touristenleben in Grado ist. Auf dem Stellplatz ändert sich das bereits am Freitag. Die Italos nutzen offensichtlich das frühlingshafte Sonnenwetter, um die Womo-Saison zu eröffnen.

Für unseren Fusstrip fahren wir zuerst mit dem Bus ins 11 km entfernte Dorf Fossalon und wandern zurück nach Grado. Der Weg führt u.a. am einzigartigen Naturgebiet Valle Cavanata vorbei, wo wir von der Beobachtungsstation aus massenhaft Flamingos und Wasservögel der verschiedensten Gattungen sehen können.

Die stündige Lagunen-Rundfahrt mit uns als einzige Bootsgäste, herrlicher Sonnenschein und das rege Treiben im Städtchen verleihen uns das Gefühl, dass heute Sonntag ist!  Grado befindet sich im sonntäglichen Menschengetümmel, ein völlig konträres Bild verglichen mit den vergangenen Tagen.

 

Arrivederci, a più tardi!