Warnemünde - Darss - Rügen - Berlin - Spreewald

Wir geniessen unseren Logenplatz am Seekanal. Warnemünde ist ein Ortsteil im Norden von Rostock und bildet für die bedeutende Hansestadt mit dem Seekanal das Hafentor zur Ostsee. Wir, die wir seit unserer Südseereise im letzten Jahr von der Kreuzschifffahrt begeistert sind, sind entsprechend fasziniert vom Schiffsverkehr, der direkt vor unserer Nase vorbeizieht. Kaum ist das Ungetüm verschwunden, machen sich die Schwäne und Enten wieder breit, bis der nächste Kahn herannaht.

Die S-Bahn bringt uns in wenigen Minuten nach Rostock. Eine weitere Stadt im Osten Deutschlands mit viel Geschichte und historischem Hintergrund, die wir kennenlernen.

Mit der Fähre gelangt man in kurzer Zeit über den Kanal nach Hohe Düne, von wo wir weiter nordwärts Richtung der Ostseehalbinsel Darss fahren. Die Halbinsel liegt im Nationalpark und ist vor allem im Herbst Schauplatz der besonderen Art. Die Vorpommersche Boddenlandschaft zählt zu den bedeutendsten Kranich-Rastplätzen Zentraleuropas.

Wir gastieren auf dem Naturcamp in Pruchten, der sich praktisch im Herzen des Darss befindet.

Wenn die Kraniche ziehen – und wie! Hier kann man sie wunderbar beobachten, wie sie am Himmel ihre V-förmigen Formationen bilden. Mit lautstarken Trompetentönen künden sie ihr Kommen weit im Voraus an. Am Abend vor dem Eindunkeln suchen rund 15'000 der Zugvögel ihren Schlafplatz auf im flachen Boddengewässer der Insel Kirr. Während 5-6 Wochen im September und Oktober rasten sie im Darss, um sich für die lange Reise ins Winterquartier nach Südspanien und Afrika zu stärken.

Um dem abendlichen Naturereignis beizuwohnen, radeln wir mit Volldampf die ca. 3 km bis kurz vor Zingst. Nicht zu fassen, die Menge an Kranichen die über uns hinwegfliegt und man hat den Eindruck, der Himmel entsendet laufend neue Schwärme. Am Morgen fliegen sie in gleicher Manier wieder zu ihren Futterplätzen auf die Äcker und Felder zurück.

Der Aufwand und das verspätete Nachtessen lohnen sich in doppelter Hinsicht. Nach dem Kranich-Spektaktel verabschiedet sich die purpurrote Sonne und versinkt im Meer, fast könnte man es kitschig nennen.

Die folgenden Tage konzentrieren wir uns ganz und gar auf die herrlichen Naturbegebenheiten bei traumhaftem Herbstwetter. Superradwege führen durch die wunderbare Darsslandschaft, die viele Gleichgesinnte anzieht. Am Hafen in Zingst finden wir einen Fahrradpark vor, er könnte genauso gut in Holland sein. Fahrradeln ist DIE Fortbewegungsart in der Gegend. Beim Fisch-Kutter geniessen wir als erstes ein Matjesbrötchen, das so was von lecker schmeckt. Wahrscheinlich sind wir bereits süchtig! Es herrscht eine absolute Ferien-Stimmung im touristischen Ostseebad Zingst. Alle gönnen sich den herrlichen Herbsttag mit viel Sonne. Per Schiff nehmen wir den Weg zurück nach Barth. Die Fahrt dauert 50 Minuten und der Kapitän und Allrounder gibt laufend Informationen, während er durch die Boddengewässer des Nationalparks an der Insel Kirr vorbeisteuert. So staunen wir z.B. über die Körperlänge von 1,20 m und die Flügelspannweite von 2,20 m des  Kranichs.

Der Leuchtturm in Prerow liegt noch etwas nördlicher und ist nicht nur für uns ein beliebtes Ausflugsziel. Der Fahrradpark spricht schon wieder für sich. Es ist ein prächtiger Sonnen-Sonntag und wer kein eigenes Rad besitzt, wendet sich an den Fahrradverleih. Der Verkehr auf den 1. klassigen Radwegen von Pruchten nach Prerow ist deshalb mehr als rege. Berge versetzen einem hierzulande beim Pedalen nicht ins Schwitzen, da es sie schlicht gar nicht gibt. Hingegen der Wind bzw. Gegenwind kann einem das Leben ordentlich schwer machen.

In unserer Ecke auf dem Naturcamp ist Abreisestimmung. Die netten Nachbarn mit dem Wohnwagen verschieben sich weiter nach Potsdam, das sie uns sehr schmackhaft machen. Sie sind von Potsdam mehr begeistert als von Berlin selbst, wir sind gespannt.

Auf dem Weg nach Stralsund halten wir auf dem Parkplatz an, von wo man die Kraniche auf dem Futterfeld beobachten kann. Das Anhalten am Strassenrand ist zum Schutz der Tiere verboten. Von der Organisation Kranichschutz Deutschland sind Ranger im Einsatz, die während der Kranichzeit das Geschehen überwachen. In Gross Mohrdorf im Kranich-Informationszentrum schauen wir uns den interessanten Film über die besondere Vogelgattung an. Den eleganten Tieren während der Balzzeit beim gefiederten Ballett zuzusehen ist ein Genuss. In Natura ist dies ein Ding der Unmöglichkeit da sie extrem scheu sind, ihre Fluchtdistanz liegt bei ca. 300-400 Metern. Wir freuen uns extrem über unser Glück, das alljährliche Spektakel der „Glücksvögel“ miterleben zu können.

Die Hansestadt Stralsund gehört zum Landesteil Vorpommern und wird auch das Tor zu Rügen genannt. Die Altstadt zählt wie die Hansestadt Wismar, ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir befinden uns offensichtlich auf dem Weltkulturerbe-Trip – war so nicht geplant! Prägnant ist vor allem das Rathaus am Alten Markt. Als Wahrzeichen der Stadt ist es mit seiner typisch norddeutschen Backsteingotik DER Blickfang am Platz.

In Stralsund erleben wir nach längerer Zeit mal wieder einen regnerischen Tag und verschieben deshalb den Abstecher auf die Insel Rügen auf den Folgetag.

Sowie der Regen in der Nacht so die Sonne am Morgen wieder lacht! Jawohl, bei Sonnenschein fahren wir über die Brücke auf Rügen, das sich landschaftlich nicht sehr vom Festland unterscheidet. In Hagen, im Nordosten der Insel gibt es den Stellplatz beim grossen Parkplatz, der direkt an den Nationalpark Jasmund grenzt. Von dort führt der Wanderweg durch den uralten, geschützten Buchenwald zum bekannten Königsstuhl an der Kreidefelsküste. Die beeindruckende Multivisionsshow im Informationszentrum erzählt die Entstehungsgeschichte des kleinsten Nationalparks Deutschlands, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Auf dem Rückweg durch den mystischen Buchenwald nehmen wir ihn um Einiges bewusster wahr, es ist als ob wir durch eine riesige Halle spazieren. Die Buche beansprucht sämtliches Licht für sich und bildet mit ihren Blättern eine geschlossene Decke nach oben. Ein Leben für andere Pflanzen oder Büsche wird damit nahezu unmöglich.

Rügen wäre durchaus eine Insel zum länger verweilen, doch langsam müssen wir mit unserer Zeit haushalten. So beschränken wir uns auf den Besuch an der Kreideküste, sie bildet deshalb den Wendepunkt unserer Reise in den Norden.

Außerdem wartet auf uns noch die Mecklenburger Seenplatte. Auf dem Weg dorthin machen wir Halt in Greifswald, ebenfalls eine der bedeutenden Hansestädte. Der hübsche Altstadt-Kern übt durchaus seinen Reiz aus auf uns und das Bild ähnelt den bisher besuchten Städten in Ostdeutschland. Gleichzeitig erinnern aber auch baufällige Zeugen an die vergangene DDR-Zeit.

Der Norden Deutschlands unterscheidet sich mit seinen riesigen, flachen Ebenen landschaftlich kaum von Holland. Schnurgerade Alleenstrassen führen an schier endlosen Feldern vorbei nach Südmecklenburg, in den Heilbadeort Waren (Müritz). Die Müritz ist der grösste Binnensee Deutschlands, das sogenannt „Kleine Meer“ und ist Teil des Nationalparks. Hier in der Mecklenburger Seenplatte tickt das Leben klar im Einklang mit der Natur. Bedauerlich für uns ist, dass das Wetter nicht optimal mitmacht, doch wir kommen bestimmt wieder! Auf dem Weg nach Berlin schalten wir wieder einen Fernsehstopp ein: Tennisfinal in Shanghai zwischen Federer und Gilles Simon. Der Halt lohnt sich, Roger entscheidet die Partie für sich, BRAVO!

Nun ist Berlin angesagt, vom Campingplatz Krossinsee aus in Berlin-Schmöckwitz erreichen wir die Stadt relativ einfach mit den ÖV. In Berlin ist für uns das Brandenburgertor von grösstem Interesse. Das Bewusstsein des Ortes löst echte Emotionen aus bei uns. Auf einer grossen Wand ist die unbegreifliche Geschichte der Jahre 1939-1945 mit Wort und Bild aufgezeigt. Es ist schlicht und einfach nicht nachvollziehbar was damals geschah. Die Gesichter der vielen interessierten Besucher die mit uns dastehen und lesen, sprechen denn auch Bände.

Mit dem Sightseeing-Bus und mit Kopfhörer bestückt lassen wir uns einen Teil der Stadt näher bringen. Gar so begeistert steigen wir zuletzt nicht aus. Immerhin wissen wir jetzt, dass der Berliner-Hauptbahnhof der Grösste und Modernste auf dem Kontinent ist, das imposante Reichstagsgebäude viermal grösser ist als das Weisse Haus, oder dass im Schloss Bellevue die Fahne nur eingezogen wird, wenn der Bundespräsident nicht in Deutschland weilt. Berlin ist eine riesige Stadt, ohne ein wirkliches Herzstück als Zentrum. Zweifelsfrei besticht sie dennoch mit ihren verstreuten Sehenswürdigkeiten.

Der Besuch bei Barni’s Malkollege Ernst in Britz (Berlin) ist ein MUSS, denn der eifrige Verfolger unserer Webseite hätte uns das Versäumnis niemals verziehen!! Mit Vergnügen machen wir uns also am vereinbarten Besuchstag mit Strassen- S- und U-Bahn auf den Weg. So einfach ist es allerdings nicht, wenn die einzige Strassenbahn, die zum S-Bahnhof fährt, mit einer defekten, herunter hängenden Fahrleitung an der Haltestelle steht! Die nächsten zwei Stunden sei nichts zu wollen, erhalten wir die Auskunft nach längerem Warten ohne Information. Bingo, der Versuch ein Taxi zu bestellen bei der Pizzeria nebenan scheitert kläglich. Der Siciliano ist zwar sehr freundlich, nur interessiert er sich nicht wirklich für unsere Situation. Das Experiment mit der Daumenanzeige in Fahrtrichtung Grünau bleibt ebenso erfolglos. Hier ist diese Art von Fortbewegung offensichtlich nicht bekannt. So kommt es, dass schliesslich die Strassenbahn bzw. die Fahrleitung wieder flott ist und wir mit ca. einer Stunde Verspätung das Reisli nach Britz antreten können. Eine knappe Stunde später treffen wir bei Inge und Ernst ein und werden herzlich empfangen. Die Verwöhn Stunden bei herrenmässigen Köstlichkeiten auf Teller und im Glas fliegen nur so dahin. Nebst angeregter Unterhaltung werden auch die Lachmuskeln ordentlich trainiert.... Der Heimweg am späteren Abend verlief indes ohne nennenswerte Zwischenfälle!

Auf unserer Südwärtsfährte Richtung Dresden zieht es uns ins Spreewald-Gurkenland nach Lübbenau. Den Stellplatz an der Bahnhofstrasse erreichen wir nach langwieriger Irrfahrt infolge der Baustelle, die exakt die direkte Zufahrt verweigert. Nicht aufgeben gewinnt schliesslich! Die zauberhafte Kahnfahrt im Sonnenschein durch den mystischen Spreewald und der witzige Fährmann sind die verdiente Entschädigung. Zum Teil sind d Jimdo-Logoutie Häuser ausschliesslich auf dem Wasserweg erreichbar. Rund 500 km Wasserstrassen führen durch die Lagunenlandschaft, die auch als „das grüne Venedig“ bezeichnet wird.

Der Apero im Restaurant Charleston dauert ausnahmsweise etwas länger.... Die (vermutlich) Chefin arbeitete 5 Jahre im Restaurant Brunnentor in Uster und ist deshalb hocherfreut über unsere Herkunft. Sie hat noch immer Heimweh nach der Schweiz! Georges, der sein Bierchen an der Bar geniesst, ist gleichfalls entzückt und wir führen innert kurzer Zeit intensive Gespräche. Durch seine DDR-Herkunft weiss er Tatsachen und Ereignisse zu erzählen, wie wir sie bisher nur aus dem Film kannten!

Einmal mehr zwei Begegnungen, die wir in unserem Erlebniskoffer mitnehmen und sie in angenehmer Erinnerung behalten werden. Georges kämpft beim Tschüss sagen gar mit den Tränen.....

 

Na dann, Tschüsi – wie die Berliner sagen!!